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Als seine Mutter Selma Zwienicki in der Pogromnacht von den Nazis ermordert wurde, war Dr. Jacob Gerd Wiener – damals noch Gerd Zwienicki – in Würzburg. Er besuchte dort eine private jüdische Lehrerbildungsanstalt. Der Sohn kehrte nach Bremen zurück und wurde „Verbindungsmann“zwischen der Gestapo und der wiedergegründeten jüdischen Gemeinde. Es gelang ihm, mit Gestapo-Genehmigung, in den Hoch-Zeiten des Antisemitismus 1939 eine Schule für jüdische Kinder in Bremen aufzubauen. Bereits im Mai 1939 reiste Wiener dann mit dem Vater und den drei Geschwistern nach Kanada aus. Den Kontakt nach Bremen versuchte er brieflich aufrechtzuerhalten. Wiener (Jg. 1917) lebt heute in Silver Spring/ Maryland.

Vorletzte Woche war Rabbi Dr. Jacob Gerd Wiener zusammen mit 15 weiteren emigrierten jüdischen BremerInnen auf Einladung des Senats zu Gast in der Stadt (s.a. Interview in der Ausgabe vom 31.5./1.6.). Er stellte uns zwei Texte zur Verfügung, die er im Laufe der Jahre in englischer Sprache verfaßt hat: Zum einen beschreibt Rabbi Wiener darin die Entstehung der jüdischen Schule, zum anderen seine Verhand-lungsgespräche im Gestapo-Hauptquartier Am Wall.

Wir danken Dr. Wiener für die freundliche Genehmigung zum Abdruck der Texte, die wir in Auszügen dokumentieren.

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