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Sand in den Kugellagern

Skaten verboten – seit Montag wird vor der Neuen Nationalgalerie in Tiergarten Sand gestreut. Doch die Skater wollen sich den Platz zurückerobern  ■ Von Jens Rübsam

Gemächlich schiebt der Alte die Schubkarre über den Granitboden. Setzt sie ab hinter der Neuen Nationalgalerie. Stemmt die Fäuste in die Hüften. Atmet auf. Packt die Schaufel. Sticht ins Granulat. Wirft einen Haufen auf den Boden. Greift wieder zur Schubkarre. Schlurft weiter. Setzt die Karre ab. Stemmt wieder die Fäuste. Packt wieder die Schaufel. So macht er das seit Montag. Gestern war der Granitboden rund um die Neue Nationalgalerie am Potsdamer Platz mit vielen Granulathäufchen übersät.

Gemächlich lehnt sich Gerd Lukoschik, der Verwaltungsdirektor der Staatlichen Museen, zurück an seine Stuhllehne und sagt: „Der handfeste Grund für diese Maßnahme ist, daß vor zwei Monaten wieder eine Glasscheibe an der Nationalgalerie durch Skater kaputtgegangen ist.“ 10.000 Mark koste das Wiedereinsetzen. Und es sei nicht die erste Scheibe gewesen. Nein, die dritte. Dreimal 10.000 Mark! „Wer“, fragt Lukoschik, „soll das bei den Sparmaßnahmen bezahlen?“

Dann sagt der Verwaltungsdirektor noch, daß durch die Skater die Oberfläche des Granitbodens und die Kanten der Treppenstufen stark beschädigt werden. Daß die Geräusche der Skater – Klackgeräusche, die dann entstehen, wenn Brett und Boden kollidieren – den Kunstgenuß der Museumsbesucher beeinträchtigen. Beschwerden seien schon eingegangen. „Also“, und Herr Lukoschik setzt ein ernstes Gesicht auf, „habe ich die Entscheidung getroffen, daß der Boden um die Galerie leicht bedeckt wird.“ Als eine Art Winterdienst sei dies zu verstehen.

Der Potsdamer Platz wird einmal der größte innerstädtische Skatepark der Welt, haben die rollenden Kids vor kurzem noch getönt. Wo sonst seien so viele Stufen, Treppengeländer, Marmor- und Betonböden zu finden als hier, am Kulturforum, am Meilenstein in der Leipziger Straße oder eben an der Nationalgalerie? Und wo könne man besser als hier Kickflips, Trick-Ollies und Boardslides üben?

Herr Lukoschik sagt, er habe es im Guten versucht. Gespräche geführt mit den Kids. Doch zu machen war da nichts. Die Skater bretterten weiter. Dann habe er sich mit der Polizei beraten. Anzeigen wegen Sachbeschädigung? Wegen Hausfriedensbruch? Letztlich habe er sich für ein weniger martialisches Mittel entschieden. Granulat streuen und darauf hoffen, daß sich die Lust der Kids im Sande verlaufe.

Ganz im Gegenteil. In Fritz haben die Skater angekündigt, heute eine Besenaktion starten zu wollen. Wegfegen den Sand und wieder hinüberfegen über den glatten Boden. Lukoschik will am Montag nachschauen, was draus geworden ist. „Wenn der Sand weg ist, werde ich veranlassen, neuen zu streuen.“ Ein Ringelspiel.

Es könnte mehr werden. Ein Rechtsanwalt hat angekündigt, Herrn Lukoschik wegen Ordnungswidrigkeit zu verklagen. Der Platz um die Nationalgalerie sei kein Privateigentum. Er dürfe gar nicht streuen lassen. Herr Lukoschik sagt, die Platz sei Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Er sei verpflichtet, die eigentliche Bestimmung des Geländes zu wahren. Also: den Kunstliebhabern einen ungehinderten Zugang zur Halle und zu den Objekten davor zu garantieren.

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