■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Was sagte Paulus in Bremen?
Gestern war ein wichtiges Datum für die Geschichte von Space- und Ocean-Park: Zum 31. Oktober sollte und wollte die Wiesbadener Köllmann-Gruppe „in enger Zusammenarbeit und in Abstimmung mit Bremen eine grundsätzliche Bereitschaftserklärung der deutschen Großbank oder eines deutschen Bankenkonsortiums für die Gesamtfinanzierung beider Projekte“beschaffen. So steht es in dem Bericht des Wirtschaftsressorts an den Senat vom 19. August, und so hat es der damalige Wirtschaftssenator Hartmut Perschau noch am 2. September, als der Vertrag mit den Projektentwicklern von der Köllmann-GmbH unterschrieben wurde, öffentlich bekräftigt.
Der Senat hatte damals ernsthafte Zweifel gehabt: Während nach außen in Optimismus gemacht wurde, stellte der Wirtschaftssenator vertraulich in einem Bericht Mitte August fest, „auch unter Berücksichtigung der Vorgespräche mit Vertretern der Deutschen Bank, die sich bisher kritisch geäußert hatten“, gehe man davon aus, daß für eine derartige Banken-Zusicherung ein KPMG-Gutachten zur Wirtschaftlichkeit beider Projekte vorliegen müsse und ein „Betreiberkonzept“. Betreiberkonzept sollte heißen, daß Köllmann weitere „geeignete und kompetente Partner“für den Betrieb suchen sollte, weil die Gruppe selbst über keine einschlägige Erfahrung verfügt. Daß die Köllmann-Gruppe nicht in der Lage sei, die Bankenerklärung termingerecht vorzulegen, sei „nach bisherigen Erkenntnissen nicht auszuschließen“. In diesem Falle sollte die Köllmann-Gruppe keine über die erhaltenen 14,5 Millionen Mark hinausgehenden Ansprüche an das Land Bremen haben, steht in dem Vertrag. Man rechnet damit, daß Köllmann seine von Bremen vorfinanzierten Pläne einem anderen Ort anbietet, der vielleicht weniger staatliche Subventionen bietet, dafür aber mehr zahlungskräftiges Volk im Umkreis von bis zu 200 Kilometern.
Der Wirtschaftssenator war aus Erfahrung skeptisch. Noch im März 1996 hatte er vollmundig schriftlich verbreitet: „Voraussichtlich binnen vier Wochen möchte ich einen Vorschlag zur konkreten Projektabwicklung vorlegen“. Daraus wurde 1996 nichts mehr.
Die Zeit drängt, bis zur Expo im Sommer 2000 soll alles fertig sein. Was also war am 31. Oktober 1997 geschehen? Immerhin war der Generalbevollmächtigte der Köllmann-GmbH, Herbert Paulus, persönlich nach Bremen gekommen. Hat er die geforderte Bankenerklärung vorgelegt? Oder hat er nur erklärt, daß alles noch dauert? Das Bremer Wirtschaftsressort konnte das den ganzen Tag über nicht sagen.
Und da die Bankenerklärung „in enger Zusammenarbeit“mit dem Land Bremen vorbereitet worden ist, wie es im Vertrag steht, kann der Wirtschaftssenator von der Paulus-Botschaft nicht überrascht gewesen sein, denkt sich so Ihre
Rosi Roland
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