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Sightseeing künftig unter Militärschutz

In Ägypten sollen nun Soldaten für die Sicherheit von Touristen sorgen. Damit greift die Armee erstmals offiziell im Kampf gegen militante Islamisten ein. Der Anschlag von Luxor spaltet das islamistische Lager  ■ Aus Kairo Karim El-Gawhary

Die ägyptische Armee soll künftig Touristen beschützen. Das geht aus gestern bekanntgewordenen Details eines neuen Sicherheitskonzepts hervor, das nach dem Massaker von Luxor angekündigt worden war. Bei dem Anschlag militanter Islamisten waren in der vergangenen Woche 59 Touristen und zehn Ägypter getötet worden. In seiner ersten Rede vor dem ägyptischen Parlament kündigte der neue Innenminister, Generalmajor Habib al-Adli, eine enge Zusammenarbeit zwischen Innen- und Verteidigungsministerium an, um „von den Erfahrungen der Armee zu profitieren“. Militärische Logistik solle nun dafür sorgen, daß Touristenorte weiträumig abgesichert sind. Damit wird die Armee erstmals offiziell am Kampf gegen die Islamisten beteiligt. Anders als etwa in Algerien, hatte sich das ägyptische Militär bisher aus dem Konflikt zwischen Islamisten und Regierung herausgehalten.

Auch die Polizeikräfte, die an den pharaonischen Baudenkmälern oder in Touristenorten eingesetzt werden, sollen nach dem neuem Plan besser ausgebildet und bewaffnet werden. Die Zeitung al- Hayat berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, neue Truppen sollten die alten zur Bewachung abgestellten Polizisten „dritter Wahl“, die „meist weder lesen noch schreiben können“, ersetzen. Die Verstärkung soll aber keinesfalls auf Touristen störend wirken und unauffällig plaziert werden.

Zugleich kündigte der neue Innenminister an, in Zukunft mehr Augenmerk auf im Ausland operierende ägyptische Islamisten zu werfen. Adli forderte einen klare Stellungnahme von Staaten, die die Ausbildung militanter Islamisten erlauben und finanzieren und eine bessere internationale Zusammenarbeit zu deren Bekämpfung.

Der inoffizielle Sprecher und Anwalt der Gamaa al-Islamia, jener Gruppierung, die sich zu dem Massaker von Luxor bekannt hat, Muntasir Sajat, hatte in der letzten Woche erklärt, der Anschlag sei von Mitgliedern der Gruppe in Afghanistan geplant worden. Sajat sprach von einer Spaltung der Gruppe in einen Führungskader, der in ägyptischen Gefängnissen sitzt und zu einem Waffenstillstand bereit sei, und einen Exilkader in Afghanistan, der weitere Anschläge plane.

Unterdessen scheint das Massaker von Luxor nicht nur die Widersprüche innerhalb der Gamaa al- Islamia, sondern auch anderer militanter Gruppen zu verschärfen. So hatte die „Avantgarde der Islamischen Eroberung“ zuerst den Anschlag gutgeheißen und weitere Attentate angekündigt. In einem späteren Schreiben erklärte die Gruppe dann jedoch, sie sei gegen jegliche Anschläge auf Touristen und Angehörige der christlichen Minderheit der Kopten. Sie werde sich bei ihren Attentaten auf Vertreter des Staates und hohe Polizeioffiziere konzentrieren.

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