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Kooperation Stadtwerke – HEW?

■ Umweltsenatorin: Anteilsverkauf macht für die Stadtwerke keinen Sinn / Will die Preag über die HEW mehr Einfluß?

„Ich halte es nicht für vernünftig“: Mit diesen klaren Worten hat die Bremer Umweltsenatorin Tine Wischer (SPD), die Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke ist, gestern ihre Position gegen die CDU-Forderung begründet, das Land solle weitere Anteile der Stadtwerke verkaufen. Geradezu verärgert zeigte sie sich dabei über CDU-Finanzsenator Hartmut Perschau: „Unreflektiert“sei es gewesen, das Thema „ohne Debatte in der Sache“und „via Presse“mit konkreten Preisen versehen loszutreten.

Stadtwerke-Vorstand Gerhard Jochum sei daran allerdings ihrem Eindruck nach nicht unbeteiligt gewesen. „Wenn der Vorstand bei seinem eigenen Leisten bleibt, gibt es genug zu tun“, erklärte sie.

Jochum hatte am vergangenen Freitag in einem Brief auf die Herausforderungen durch die Liberalisierung des Strommarktes verwiesen, für die die Stadtwerke „mehr und mehr starke Partner“brauchten. „Die Stadtwerke haben starke Partner“, sagte Wischer dazu.

Die Kapitalrentabilität sei in den vergangenen Jahren seit der Teilprivatisierung deutlich gestiegen, lobte sie zudem den Vorstand. Und bis auf das „Zwischenspiel bei Thermokomfort“– CDU-Politiker wollten den Aufbau eines neuen Geschäftsfeldes der Stadtwerke von außen beeinflussen – habe die Politik die neue unternehmerische Strategie immer unterstützt.

Als „starke Partner“seien die Konzerne Veba/Preag, Ruhrgas und der belgische Konzern Tractebel auf Gesellschafterebene eingebunden. An den Harzwasserwerken hätten die Stadtwerke in einer Bietergemeinschaft zusammen mit der Preag Anteile erworben. Sachlich zwingende Argumente für einen bestimmten neuen Aktinonär aus der Region habe Jochum nicht genannt.

Ein weiterer Anteilsverkauf berge aber das Risiko, daß Vorlieferanten die Strom-Eigenproduktion in Bremen drosseln könnten, um ihre eigenen Absatzprobleme zu lösen. Denn was unter dem Etikett „Liberalisierung“laufe, sei tatsächlich eine Konzentration und Monopolisierung auf dem Energiemarkt.

Wischer widersprach auch der Feststellung Perschaus, daß der größte Kunde der Stadtwerke, die Stahlwerke Bremen, „schon weg“seien; mit solch „fahrlässigen Bemerkungen“schade man dem Unternehmen.

Jochum selbst hatte vor zwei Wochen die Hamburger Elektrizitätswerke (HEW) als möglichen Interessenten für Anteile genannt und gleichzeitig mitgeteilt, daß die Tractebel, die 12,4 Prozent der Anteile hält und nur Anleger-Interessen damit verbindet, „hin und wieder daran denkt“, ihren Anteil abzustoßen.

Stadtwerke-Sprecher Brunner wies gestern den Eindruck zurück, der Stadtwerke-Chef habe sich in die Gespräche über Anteils-Verkäufe einmischen wollen. Aber wenn Aktien veräußert würden, dann solle man an Bieter denken, deren Beteiligung „energiepolitischen Sinn“mache.

Mit der HEW kooperieren die Stadtwerke derzeit in einer Bietergemeinschaft bei der Müllverbrennungs-Anlage, zudem wollen sie sich auch an einer entsprechenden Anlage in Hamburg (Borsigstraße) beteiligen.

Hinter der HEW aber steckt auch die Preag, die sich innerhalb der Bremer Stadtwerke mehr Einfluß wünscht. Bisher hält sie lediglich 12,5 Prozent an der HEW, aber die Veba-Konzern-Tochter hat sich bereits eine Option auf eine weitere Tranche gesichert, die derzeit bei der Hamburger Landesbank geparkt ist. Der Stadtstaat Hamburg will die unternehmerische Führung über die HEW abgeben und nur noch 25,1 Prozent der Anteile behalten. K.W.

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