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■ Wir haben uns an rassistische Überfälle schon längst gewöhntDer normale Terrorismus

Und wieder einen Schädel eingeschlagen, der nicht deutsch aussah. Für Menschen, deren Gesicht und Hautfarbe, deren Behinderung oder offensichtliche Obdachlosigkeit nicht ins Weltbild von unseren Nachwuchsariern paßt, gibt es inzwischen eine ganz eigene Topographie des Terrors: Dazu gehört ein wachsender Teil des Nahverkehrsnetzes in und um Berlin. Dazu gehören Kneipen, Discos und Jugendklubs in den neuen Bundesländern. Dazu gehören Tageszeiten. Zum Beispiel die nach Einbruch der Dunkelheit. Dazu gehören Wochentage. Zum Beispiel in Berlin all jene, an denen Hertha BSC ein Heimspiel ausgetragen hat. Nein, das heißt nicht, daß alle Hertha-Fans nach dem Spiel auf Immigranten und Flüchtlinge losgehen. Das heißt bloß, daß Immigranten und Flüchtlinge nach einem Hertha-Spiel vorsichtshalber allen Fußballfans aus dem Weg gehen sollten.

Schon klar, so richtig schockiert das keinen mehr. Es sei denn, man unterhält sich mit Schwarzen aus den USA, die sich bei solchen Meldungen aus dem Deutschland der informellen Apartheid an den amerikanischen Süden zu Zeiten der formellen Apartheid erinnert fühlen.

Man kann nun zum x-ten Mal beklagen, daß es in Deutschland — im Gegensatz zu den USA der 60er Jahre — keine Bürgerrechtsbewegung gibt; daß Politiker in Ost und West rechtsextreme Gewalt immer noch nicht als das benennen, was sie ist — brauner Terrorismus; daß Polizisten immer noch die Dreistigkeit besitzen, einen Überfall von kahlgeschorenen Jugendlichen mit „Heil Hitler“-Reflex im rechten Arm als „unpolitisch“ zu bezeichnen.

Stellen wir uns doch statt dessen eine ganz persönliche Gewissensfrage: Was mache ich als Durchschnittsdeutsche/r, wenn der nächste Strammdeutsche zu meinem Nachbarn in der S-Bahn sagt: „Nigger, hau ab.“ Oder: „Fidschi, ich mach' dich platt.“ Übe ich schon mal das Wegschauen oder das Einmischen? Oder ärgere ich mich nur, nicht schon früher das werte Hinterteil bewegt zu haben? Zu tun gäbe es ja eine Menge.

Und sei es nur, daß man sich eine Idee der Frauenbewegung borgt, und Begleitung und Nachttaxis anbietet. Oder die Verkehrsbetriebe auf Sicherheitslücken hinweist. Oder die eigenen Fußballstars, die ja angeblich die multikulturelle Realität in diesem Land widerspiegeln, ein bißchen drängelt, die Stimmen etwas lauter gegen den Rechtsradikalismus in der Fan- Kurve zu erheben. Zu tun gäbe es wirklich eine Menge. Andrea Böhm

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