piwik no script img

Freitag bist du dran

■ JVA-Prozeß: Beamtin von Zeugen belastet

Ein Sexualstraftäter, der in der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen Ende 1996 verprügelt worden war, hat die JVA-Beamtin Sandra B. vor Gericht belastet. Mit den Worten: „Duschen, duschen“, habe die Beamtin die Tür zu seiner Zelle geöffnet. Obwohl er zu ihr gesagt habe, daß er nicht duschen wolle und sie die Tür schließen solle, hätte die Beamtin nicht auf seine Bitte reagiert.

Kurz darauf seien zwei Mithäftlinge in seine Zelle gekommen und hätten ihm einen Faustschlag ins Gesicht und einen Tritt in die Rippen verpaßt. „Es war sehr deutlich, daß das extra war“, sagte der Mann. Außerdem hätte er damit gerechnet, verprügelt zu werden. Ein oder zwei Wochen zuvor hätten zwei Häfltinge einen anderen Sexualstraftäter in der Dusche verprügelt. „Eigentlich sollte ich verprügelt werden“, erinnerte sich der Zeuge. „Aber dann haben sie von mir abgesehen und eine andere Person geschlagen. Sie haben gesagt, nächsten Freitag bist du dran.“

Es sei „Usus“im Knast gewesen, daß Sexualstraftäter verprügelt worden wären, sagte der Mann. Im Gerichtssaal identifizierte der Geschädigte die JVA Beamtin und zwei Angeklagte. In seiner Aussage vor der Staatsanwaltschaft hatte er allerdings ausgesagt, er habe die Beamtin nicht gesehen. Gestern wiederrief er diese Aussage. Er habe die „gnädige Frau“erkannt. Nach der Tat habe er sich in psychiatrische Behandlung begeben müssen. Außerdem hätten Anrufer ihn nach seiner Entlassung davor gewarnt, vor Gericht auszusagen.

Der zweite Zeuge war weniger auskunftsbereit. Der Mann, der ebenfalls im Knast zusammengeschlagen worden war, wirkte ängstlich. Das sei alles gar nicht so schlimm gewesen, sagte er vor Gericht. Seine Mithäftlinge hätten nur an seine Tür geklopft, wenn sie beim Fegen mit dem Besen dagegen gekommen seien. Ein Sozialarbeiter, der im Anschluß an den Zeugen vernommen wurde, sagte, die anderen Häftlinge hätten so heftig an die Zellentür des Geschädigten getrommelt, daß dieser zusammengekauert im Schrank gesessen hätte. Prozeß wird fortgesetzt. kes

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen