piwik no script img

Beten allein reicht nicht

■ Kirchen fordern wirksame Politik gegen die hohe Arbeitslosigkeit

Duisburg (AP) – Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben gestern Politik und Wirtschaft wegen ihrer Untätigkeit im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit scharf kritisiert. Sie nutzten den „Sozialen Aschermittwoch“ gestern zu einer gemeinsamen Erklärung in Duisburg. Darin beklagten der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Manfred Kock, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, daß „der notwendige Konsens über gemeinsame Schritte zur Überwindung der hohen Arbeitslosigkeit in Deutschland nicht zustande kam“.

Die hohe Arbeitslosigkeit sei nicht bedauerlich, sondern eine „Bedrohung für das gesamte Gemeinwesen“ und somit „inakzeptabel“. Notwendige Schritte seien nicht unternommen worden. Der „Reformstau“ zeige den „Mangel an Entscheidungsfähigkeit im gegenwärtigen politischen System“.

Die beiden Kirchen „teilen die Meinung von Fachleuten, die die Massenarbeitslosigkeit nicht als unbeeinflußbares und letztlich international bedingtes ,Verhängnis‘ ansehen und die eine deutliche Reduzierung der hohen Arbeitslosenzahlen durch entsprechende gemeinsame Maßnahmen durchaus für möglich halten“.

Aus Anlaß des ersten Jahrestages der Veröffentlichung des „Gemeinsamen Wortes zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland“ wollten die beiden Kirchen ihr Plädoyer für „notwendige Veränderungen im Konsens“ noch einmal unterstreichen. „Eine Wirtschaftsordnung, die marktbetont ist, muß zugleich eine angemessene Ordnung sozialer Strukturen erhalten, sie kann nicht erst in einem zweiten Schritt sozial ,nachgebessert‘ werden“, heißt es in der Erklärung weiter.

Im ZDF lehnte Präses Kock ab, Gespräche für eine neues „Bündnis für Arbeit“ zu vermitteln, wie es der Vorsitzende der CDU-Sozialausschüsse, Rainer Eppelmann, gefordert hatte: „Das müssen die Beteiligten selber lösen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen