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SPD will in Bonn stärkste Partei werden

■ Kanzlerkandidat Gerhard Schröder gibt 40 Prozent als Ziel an und warnt zugleich vor zu großer Euphorie. Umfragen zeigen deutlichen Vertrauenszuwachs für die Sozialdemokraten

Bonn/Hamburg (dpa/AP/taz) – Die SPD will bei der Bundestagswahl stärkste Partei werden. „40 Prozent sollten es schon sein“, sagte SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder dem Spiegel in einem gemeinsamen Gespräch mit Parteichef Oskar Lafontaine. Die Perspektive sei eine rot-grüne Regierung: „Wir müssen erreichen, daß Rot-Grün ohne die PDS möglich wird.“

Eine Woche nach seinem sensationellen Wahlsieg in Niedersachsen warnte Schröder vor allzu großer Euphorie im Hinblick auf die Bundestagswahl am 27. September. „Wir müssen verdammt hart arbeiten“, sagte er am Samstag in Magdeburg zum Wahlkampfauftakt für die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 26. April. Schröder warnte zugleich seine Partei vor leeren Wahlversprechen. „Wir sollten uns davor hüten, im Überschwang des Siegesgefühls Wohltaten zu versprechen, die wir nicht einlösen können“, sagte er.

Im Zuge der Nominierung Schröders als SPD-Herausforderer von Bundeskanzler Helmut Kohl setzten inzwischen Spekulationen über sein Schattenkabinett ein. Thierse erwartet, daß es in der Regierungsmannschaft bis zu drei ostdeutsche Politiker geben werde. Mehreren Zeitungsberichten zufolge will Schröder einen unabhängigen Fachmann als Wirtschaftsminister. Als erster Anwärter gelte der parteilose Münchner Unternehmensberater Roland Berger.

Nach dem Sieg Schröders bei der Niedersachsen-Wahl hat sich auch die politische Stimmung in Deutschland grundlegend zugunsten der SPD gewandelt. Das belegt eine am Samstag veröffentlichte Umfrage des Instituts Infratest Dimap. Schröder ist danach nicht nur der mit Abstand beliebteste Politiker, auch seine Partei erlebte einen deutlichen Vertrauensschub. Insbesondere der Vergleich zwischen Schröder und Kohl fällt eindeutig zugunsten des Herausforderers aus. Eine klare Mehrheit gesteht Schröder zu, sympathischer und glaubwürdiger zu sein, Deutschland in eine gute Zukunft führen zu können, mit den Problemen der Bürger besser vertraut und sozialer eingestellt sowie eher bereit zu sein, in der Politik neue Wege zu gehen.

Anders noch als vor wenigen Wochen liegt die SPD mit 43 Prozent und einem Zuwachs von 2,0 Prozentpunkten (CDU 34/minus 1,0, Grüne 9,0/minus 2,0, FDP 5,0/unverändert, PDS 4,0/unverändert) nicht nur bei der Frage vorn, wie welche Partei am nächsten Sonntag bei einer Wahl abschneiden würde. Mittlerweile erwarten auch 62 Prozent der Befragten, daß die Sozialdemokraten die Bundestagswahl gewinnen werden. Im Februar waren dies erst 37 Prozent.

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