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Wahlkampf ahoi! PDS läßt Flottillenadmiral zu Wasser

■ Die PDS stellt acht Bundestagskandidaten vor. Im wichtigen Berliner Wahlkreis Mitte/Prenzlauer Berg tritt der frühere Admiral und MAD-Chef Elmar Schmähling an. Den Osten erobern sollen „Täve“ Schur, Klaus Grehn und Angela Marquardt

Berlin (taz) – So also sieht Supermann aus. Fast zwei Meter groß, schlanke Figur, weiße Haare, tadellos sitzender dunkler Anzug. Von wegen blaues Kostüm mit einem großen roten S auf der Brust.

Sein Name: Elmar Schmähling. Der frühere Flottillenadmiral und Chef des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) wird für die PDS als Direktkandidat im vielleicht wichtigsten Wahlkreis der Republik antreten, in Berlin-Mitte/Prenzlauer Berg. Die Partei stellte zusammen mit Schmähling gestern sieben weitere Kandidaten vor, die um ein Bundestagsmandat kämpfen. Unter ihnen der 70jährige Fred Gebhardt, ehemaliger SPD-Fraktionsvize im Hessischen Landtag und vor wenigen Tagen aus der SPD ausgetreten, das ostdeutsche Sportidol „Täve“ Schur, Angela Marquardt, die ehemalige PDS-Vorsitzende, sowie Klaus Grehn, Präsident des Arbeitslosenverbandes.

Aber der neue Star von „Gysis bunter Truppe“ ist seit gestern Elmar Schähling. Supermann spricht in kurzen, knappen Sätzen. Nato, Bundeswehr, Blauhelmeinsätze, worüber man eben so redet, wenn man im Berliner Osten Wahlkampf macht. Nur ab und zu bittet er um Verständnis, daß er nicht mehr ins Detail gehen kann. Was die PDS betrifft, müsse er erst eine Lagebeurteilung vornehmen. Aber soviel verrät er schon: Die PDS sei die einzige Partei, die eine „wirklich linke Politik“ betreibe; er, Schmähling, könne fast alle ihre Ziele unterschreiben.

Elmar Schmähling kann sich nicht verstellen. Er will es auch gar nicht. Schließlich ist seine Herkunft der einzige Grund, warum der 61jährige in der Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg im Blitzlichtgewitter der Fotografen sitzt. Schmähling ist ein Offizier wie er im Buche steht und ein Nestbeschmutzer dazu. Admiral auf einem Zerstörer, 1982 Chef des MAD, Ende der 80er prominentester Kritiker der Bundeswehr. 1990 dann der Absturz. Schmähling wurde in den Ruhestand versetzt.

Die PDS-Spitze um Gregor Gysi und Lothar Bisky ist zufrieden mit ihrem Supermann. Besser gesagt, mit sich. Bis zum Schluß hat die „Viererbande“, die in der Partei alle Fäden zieht, so einen für Mitte/ Prenzlauer Berg gesucht. Über Monate hinweg hatten sie keinen gefunden. Torschlußpanik in der PDS, hieß es schon. Und jetzt das: Elmar Schmähling! Natürlich kein Wort darüber, daß der Ex-Admiral erst Stunden vorher zugesagt hat. Sonntag voriger Woche ist er zum ersten Mal wegen der Kandidatur angesprochen worden. Ein Supermann von der Ersatzbank?

„Für mich bin ich erste Wahl“, sagt Elmar Schmähling tapfer. Für die PDS jetzt wohl auch. Mit Schmähling glaubt die Parteiführung einen gefunden zu haben, der ihre Kriterien erfüllt: Er sichert der PDS bundesweite Aufmerksamkeit in den Medien, er signalisiert, daß sich die Partei auch weiterhin Leuten von außen öffnet, und er kann als Nachfolger von Stefan Heym bestehen, der 1994 diesen Wahlkreis für die PDS gewonnen hat. Elmar Schmähling soll das Direktmandat gegen Marianne Birthler (Grüne), Wolfgang Thierse (SPD) und Günter Nooke (CDU) holen. Dieses Mandat könnte bei einem Scheitern an der Fünfprozenthürde das entscheidende sein, das die PDS wieder in den Bundestag bringt. Jens König

Porträt Seite 6

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