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„Machen Sie es für uns“

Ein nettes Lächeln, viel Verständnis und wenig Widersprüche – das bringt Petra Pau, die Kandidatin der PDS für Bonn, auf ihrer ersten Wahlkampftour durch den Prenzlauer Berg mit  ■ Von Barbara Junge

Malmöer Straße in Prenzlauer Berg. Das Heim für junge Mütter in einem schlichten grauen Mietshaus verdankt sein Bestehen vor allem einem: Stefan Heym. Dem Schriftsteller, dem Ostidol, dem Bundestagsabgeordneten, der von den Prenzlauer Bergern direkt ins Bonner Parlament geschickt wurde; auf Ticket der PDS. Im Wahlkampf 1993/94 hat er sich gedacht: Ich muß irgendwas Populäres mit dem Geld machen, das mir für die Interviews gezahlt wird – und richtete ein Spendenkonto für das Heim ein. Denn Stefan Heym hat viele Interviews gegeben, sein Wahlkampf war medienträchtig.

Jetzt sitzt hier, im hintersten Winkel der Malmöer Straße, Petra Pau. Die neue PDS-Kandidatin lauscht bei ihrer ersten Wahlkampftour durch den Bezirk den Sorgen von Heimleiter Peter Aderholt: von dem Geld, das fehlt, um mit jungen Frauen mal ins Grüne zu fahren, vom „Obstgeld“, der zusätzlichen Leistung für Schwangere, die in jedem Bezirk anders heißt und nie gleich hoch ist. „Unsere Ausstattung müßte runderneuert werden“, bringt Aderholt die realen Probleme in ihrem Bezirk nahe. Aber Petra Pau bringt keinen Scheck mit.

Ein nettes Lächeln, ein offenes Ohr und eine Partei im Rücken, die in den Ostbezirken eine Kraft geworden ist, an der man nicht vorbeikommt – das ist es, was sie ihren potentiellen WählerInnen anzubieten hat. Und noch Glaubwürdigkeit. Nachdem Stefan Heym vom Mandat schnell wieder zurückgetreten war, verkörpert Pau nun die Zuverlässige. Aber Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit sind nur schwer zu vermarkten.

„Det is unser Zuhause hier, det Fluidum ist hier einfach anders“ – so sieht Dieter Nofze seinen Prenzlauer Berg. Petra Pau steht unverhofft an diesem Nachmittag in seinem Laden, dem Herrenausstatter an der Schönhauser Allee. Und da hat Nofze endlich die Gelegenheit, sein Herz auszuschütten. „Der Kapitalismus zeigt sich noch deutlicher, als es uns früher in der DDR erzählt wurde“, klagt Nofze. „Hier an der Schönhauser Allee macht ein kleiner Laden nach dem anderen dicht.“ Wieder kann Petra Pau nur nicken und lächelnd Verständnis signalisieren. „Ich schick' mal meinen Mann bei ihnen vorbei“, verspricht sie dem kleinen Unternehmer. Aber ihm reicht das. „Die anderen von den übrigen Parteien, die gucken ja gar nicht richtig hin. Deshalb wünsche ich ihnen und ihrer Truppe alles, alles Gute. Machen Sie es für uns.“

Hingucken und Interesse zeigen, das ist es, womit Pau das Rennen machen will. Und deshalb hat sie allein für die kommenden vier Wochen ein Programm mit 13 Terminen aufgestellt: vom Kiezspaziergang in Prenzlauer Berg über das Obdachlosenfrühstück bei der Motz bis zur Geburtstagsfeier für Karl Marx am 5. Mai. Und deshalb schaut Pau an diesem Tag auch noch beim Medienpoint in der Paul-Robeson-Straße vorbei, bei der Jugendcomputerschule und beim bedrängten Gemüsemarkt an der Schönhauser Allle. „Wir hoffen auf den Multiplikatoreneffekt“, sagt bündig Paus Pressesprecher Axel Hildebrandt.

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