: Arbeit nach Maß
Hamburgs Arbeitsamt und die Sozialbehörde wollen künftig gemeinsam „SozialhilfeempfängerInnen wieder in Arbeit bringen“ ■ Von Karin Flothmann
„Es gibt Menschen, die haben das Gefühl, sie werden ständig zwischen Behörden hin- und hergeschoben.“ Das weiß auch Arbeits- und Sozialsenatorin Karin Roth (SPD). Nun soll Abhilfe geschaffen werden. Künftig, so Roth, werden Hamburgs Sozialämter und das Arbeitsamt eng zusammenarbeiten, wenn es darum geht, „Sozialhilfeempfänger wieder in Arbeit zu bringen“. Auf eine entsprechende Rahmenvereinbarung einigte sich die Senatorin gestern mit dem Landesarbeitsamt. Eine ähnliche Ko-operation wird seit dem vergangenen Sommer schon in Schleswig-Holstein praktiziert.
Geplant ist, daß Sozialämter und Arbeitsamt sich gemeinsam um die Beratung und Vermittlung von SozialhilfeempfängerInnen bemühen werden. Die Vermittlung von Arbeitsstellen bleibt dabei vorrangige Aufgabe des Arbeitsamtes, kann aber auch von den Sozialämtern übernommen werden. Klappt es mit dem Job nicht auf Anhieb, so sollen beide Behörden gemeinsam Eingliederungspläne entwickeln, die es den Langzeitarbeitslosen ermöglichen, im Berufsleben wieder Fuß zu fassen.
Trainings- und Fortbildungsangebote werden dabei nach wie vor vom Arbeitsamt angeboten. Die Sozialämter sollen darauf hinwirken, „die individuell notwendigen Voraussetzungen“ für die Arbeitsfähigkeit des Einzelnen zu schaffen. In Kooperation mit Sucht-, Schuldner- oder Eheberatungsstellen geht es hier laut Roth vor allem darum, „ein paßgenaueres Angebot für Sozialhilfeempfänger zu finden“. Auch die Suche nach einer Kinderbetreuung für Alleinerziehende ist Bestandteil eines solchen Eingliederungsplans.
Dabei will die Senatorin auf die Erfahrungen mit Projekten wie Maatwerk oder dem Altonaer Job-Club zurückgreifen. Die Agentur Maatwerk etwa konnte in den vergangenen zwei Jahren rund 500 SozialhilfeempfängerInnen einen Job vermitteln. Die Maatwerk-Methode hat sich demnach bewährt. Jetzt werde geprüft, so Roth, „in welchen Bereichen wir künftig mit welchen Agenturen zusammenarbeiten werden“.
Daß Arbeitsamt und Sozialämter ohne die Hilfe solcher Agenturen ihr Konzept von der maßgeschneiderten Arbeit kaum verwirklichen können, ist dabei klar. Zumal die Stadt Hamburg sogar Geld spart: Die Agentur Maatwerk kassiert zwar 4.000 Mark Erfolgshonorar, wenn ein Vermittelter länger als ein halbes Jahr in Lohn und Brot ist. Dennoch hat die Stadt Hamburg bei durchschnittlich 1.350 Mark Kosten pro Sozialhilfeempfänger schon im ersten Jahr des Projekts knapp fünf Millionen Mark gespart.
„Bei uns kommen auf einen Vermittler rund 800 Arbeitslose“, sagt Hamburgs Arbeitsamtschef Olaf Koglin. In privaten Agenturen hingegen betreue ein Vermittler nur 50 bis 100 Erwerbslose. Koglin lobte gestern insbesondere, daß nun die leidige Konkurrenzsituation zwischen Arbeitsamt und Sozialbehörde aufgehoben worden sei.
Ob dem tatsächlich so ist, wird erst die Zukunft zeigen. Denn die Sozialhilfe wird von der Stadt Hamburg finanziert, Arbeitslosengeld oder -hilfe hingegen zahlt der Bund.
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