: Entweder einkaufen oder Vergnügen
■ Einzelhändler protestieren gegen Einkaufszentrum im Space Park / Der Vergnügungspark ist den Geschäftsleuten willkommen
Space-Park ja, Einkaufszentrum nein. Der Einzelhandelsverband Nordsee und die Landesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe im Lande Bremen des Einzelhandels (LAG) waren „sich noch nie so einig“: „Wir freuen uns über jede Attraktion, die Bremen als Oberzentrum stärkt. Wir fragen uns aber, was ein 44.000 Quadratmeter großes Einkaufszentrum damit zu tun hat“, sagte Helmut Zorn, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Nordsee, gestern auf einer gemeinsamen Pressekonfernz. „Die Leute gehen entweder einkaufen oder sie vergnügen sich. Beides paßt nicht zusammen“, sagte auch Henning Hellwig von der LAG. Schließlich würden auch die Besucher des Freimarktes und des Stadtfestes keinen Abstecher in die Innenstadt machen, um dort einzukaufen. Ein Einkaufszentrum auf demGelände würde zudem die Existenz vieler Händler in Walle und Gröpelingen gefährden. Auch aus der Innenstadt würde das Einkaufszentrum im Space Park massiv Kunden abziehen, sagt Hellwig.
Die Kaufleute haben Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) deshalb aufgefordert, „nicht nur eine politische Entscheidung“ zu fällen, sondern auch die Perspektiven des Einzelhandels zu berücksichtigen. Hattig hatte sich für Einzelhandel auf dem Gelände ausgesprochen. Außerdem solle Hattig die genauen Pläne auf dem Tisch legen. „Wir stochern in allen Diskussionspunkten im Nebel“, so Helwig. Die Prognosen darüber, wieviel Umsatz das Einkaufszentrum auf dem Space Park einnehmen würde, seien „vage“. Fest steht nach Meinung der Kaufleute dagegen, daß ein Einkaufszentrum von dieser Größe nicht nur mit kleinen Geschäften betrieben werden könne. Ohne einen Fachmarkt oder Supermarkt würde sich das Einkaufszentrum nicht rentieren. Abgesehen von einem Möbelmarkt oder einem Heimwerkermarkt gebe es kein Warensortiment, daß die Händler in Walle, Gröpelingen, in der Innenstadt und in Bremen-Nord nicht schädigen würde. Märkte mit diesem Angebot seien in Bremen allerdings überrepräsentiert.
Die Handelskammer hat sich der Forderung nach mehr Information angeschlossen. Ein Fachmarkt, ein Supermarkt oder ein Factory-Outlet würden sich jeweils völlig unterschiedlich auf den Einzelhandel auswirken. Sobald die Handelskammer mehr Details über die genauen Pläne hätte, werde sie eine Stellungnahme abgeben, versicherte ein Sprecher gestern. Der Einzelhandelsausschuß der Handelskammer hat sich bereits gegen das Einkaufszentrum ausgesprochen. kes
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