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■ KommentarFalscher Zungenschlag

So unrecht hat die Fachgemeinschaft Bau gar nicht. Mit ihrer Demonstration am Donnerstag fordert sie vergleichbare Arbeitsbedingungen für deutsche und ausländische Bauarbeiter: Alle sollen gleiche Sozialabgaben zahlen, damit Berliner Betriebe und ihre Maurer nicht so leicht von Portugiesen oder Polen aus dem Feld geschlagen werden. Eine ähnliche soziale Absicherung würde allen dienen: Einheimische Arbeiter behielten ihren Job, während ausländische für Krankheit und Alter besser abgesichert wären. Leider allerdings ist diese Forderung völlig unrealistisch, denn sie widerspricht der herrschenden Ideologie von der möglichst großen Freiheit des Kapitals.

Die Argumente der Fachgemeinschaft Bau haben jedoch noch einen zweiten Schönheitsfehler: Sie kommen reichlich spät – nämlich erst, nachdem Kritik laut wurde. Vorher hieß es schlicht und dumpf: „Vorrang für einheimische Bauarbeiter“. Am vergangenen Samstag erst hat die NPD ebenfalls zum Thema „Arbeitsplätze“ in Berlin demonstriert. Dabei erscholl die Parole: „Arbeit zuerst für Deutsche“. Kein großer Unterschied zwischen den Äußerungen der honorigen Bauunternehmer und denen des braunen Sumpfs. Die Fachgemeinschaft hat sich mindestens einen falschen Zungenschlag geleistet. Tatsächlich besorgt sie mit derartigen Unvorsichtigkeiten das Geschäft der extremen Rechten. Hoffentlich steckt nicht noch mehr dahinter. Hannes Koch

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