: Nicht hinter jeden Baum einen Polizisten stellen
■ Auch die anderen Polizeipräsidenten Brandenburgs machen sich Gedanken über die Sicherheit der Berliner Touristen. Bürgersinn und Zivilcourage der Einwohner gefordert
In Rheinsberg, dem Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidenten von Oranienburg, Peter Kirmse (SPD), sind im Mai zwei Schüler aus Kreuzberg von einheimischen Jugendlichen gewürgt und geschlagen worden. Daß kein Passant eingriff, hat Kirmse tief erschüttert. „Die Leute gucken einfach weg. Das ist eine Entwicklung, die in Brandenburg einfach nicht mehr geleugnet werden kann.“ Nach dem Vorfall hat der Polizeipräsident „alle, die in Rheinsberg Rang und Namen haben“, zusammengeholt. „Wir waren uns einig, daß Bürgersinn und Zivilcourage der Einwohner gefordert sind. Wir können nicht soviel Polizei aufstellen, daß wir jede Schulklasse schützen können.“
Der Polizeipräsident von Frankfurt (Oder), Hartmut Lietsch (FDP), versichert: „Wir sind da und nehmen das Problem ernst.“ Die Campingplätze und Ferienheime würden im Rahmen der normalen Streifentätigkeit regelmäßig angefahren. Lietsch warnt vor Überreaktionen. Der Bürger dürfe nicht das Gefühl bekommen, daß „hinter jeder Ecke eine Polizist steht“.
„In meinem Verantwortungsbereich gab es solche Vorfälle noch nicht“, erklärt der Polizeipräsident von Cottbus, Jürgen Lüth (CDU). Man sei aber vorbereitet. Vor jeder Saison würden die Campingplatzbetreiber von der Polizei instruiert, was bei Gefahr zu tun sei. Beim Aufenthalt von größeren Gruppen bestehe die Möglichkeit, daß die Polizei einen Gruppenwagen als „mobile Wache“ vor dem Zeltplatz aufstelle. „Aber das müssen wir frühzeitig wissen.“ Einzig der Polizeipräsident von Potsdam, Detlev von Schwerin (SPD), wollte sich nicht äußern. Touristen sollten sich an die Präventionsberatungsstelle wenden, die es in jeder Hauptwache gebe, sagte eine Sprecherin. plu
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen