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U-Haft oder Heim?

■ Nach Mord von Tonndorf: CDU und GdP fordern geschlossene Unterbringung

Nach dem Raubmord an einem 73jährigen Lebensmittelhändler sitzen die zwei geständigen Täter inzwischen in Untersuchungshaft. Die beiden 16jährigen wurden in die Jugendvollzugsanstalt Hahnhöfersand überwiesen, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft gestern mit. Der Haftbefehl wurde wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes in Zusammenhang mit schwerem Raub erteilt. Die beiden Jungen sollen am Montag den Lebensmittelhändler in seinem Laden in Hamburg-Tonndorf erstochen haben. Beide hatten am Dienstag ein Geständnis abgelegt.

Schon vor dem Raubmord waren beide keine Unbekannten für die Hamburger Kripo. Wegen mehrerer Raubdelikte hatten die Jugendlichen schon einige Zeit in Untersuchungshaft gesessen. Der Haftbefehl wurde allerdings durch einen Jugendrichter in einen Unterbringungsbefehl umgewandelt. Zur Tatzeit wohnten die beiden Jugendlichen seit wenigen Tagen in einer Jugendwohnung.

Vor diesem Hintergrund forderte der Hamburger CDU-Chef Ole von Beust gestern Jugendsenatorin Rosemarie Raab und Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (beide SPD) dazu auf, bis Ende des Jahres geschlossene Heime für jugendliche Mehrfach-Gewalttäter einzurichten. Immerhin seien nur 20 bis 30 aller Jugendlichen in Hamburg Mehrfach-Gewalttäter, vor denen die Allgemeinheit geschützt werden müsse. Diese kleine Gruppe müsse endlich gesichert untergebracht werden, „da müssen auch Gitter vor den Fenstern sein“.

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach sich vehement für die Einführung geschlossener Heime aus. „Es gibt jugendliche Gewalttäter, die keine Erziehung genossen haben, die mit sich selbst nicht fertig werden, die auch keine Hemmungen haben, Leute umzubringen“, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der GdP, Konrad Freiberg. Die Einweisung in die Untersuchungshaft ist nach Ansicht von Freiberg keine Alternative: „Ein 16jähriger ist für eine U-Haft eigentlich zu jung. Dort wird er nur noch weiter versaut, weil überhaupt keine Pädagogik stattfindet.“

Geschlossene Heime sind keine Lösung, meint dagegen der Vorsitzende des Kinderschutzbundes in Hamburg, Wulf Rauer. „Wir wissen aus der Zeit, als es noch geschlossene Heime gab, daß die Rückfallquote bei 90 Prozent liegt.“ Die Kinder- und Jugendkriminalität, so Rauer, sei nur ein Symptom für die Spannungen innerhalb der Gesellschaft. „Denn in einer Gesellschaft, in der der persönliche Status dadurch geprägt wird, wie sehr man am Konsum teilhaben kann, ist die relative Armut ein Makel.“ lno

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