: Lafontaine strebt Politikwechsel mit Rot-Grün an
■ Priorität hat für den Parteichef, daß die SPD stärkste Fraktion wird. Spitzenpolitikerinnen kündigen größeres Engagement der Sozialdemokraten in der beruflichen Frauenförderung an
Bonn (AFP) – Die SPD hat angesichts der anhaltenden Spekulationen über eine große Koalition klargestellt, daß sie nach einem Sieg bei der Bundestagswahl vorrangig auf eine Zusammenarbeit mit den Grünen setzt. „Wir streben einen Politikwechsel mit Rot- Grün an“, sagte Parteichef Oskar Lafontaine gestern nach der letzten Sitzung des SPD-Vorstandes vor der Wahl. Inhaltliche Bedenken gegen ein Zusammengehen mit den Grünen habe er nicht. Wenn Rot-Grün aber aufgrund des Wahlergebnisses nicht möglich sei, werde die SPD auch andere Möglichkeiten erwägen.
Lafontaine betonte, trotz der Präferenz für Rot-Grün gelte in der SPD weiterhin der Grundsatz: „Über Koalitionen entscheiden wir nach der Wahl.“ Vorrangiges Ziel der SPD sei es, stärkste Partei zu werden, und „wir sind auf dem besten Wege“.
Der SPD-Vorsitzende verwies mit Blick auf die Forderung von Hermann Otto Solms darauf, daß inzwischen selbst die FDP die Ablösung Kohls fordere (siehe Meldung Seite 7). Zwar präsentiere die Union den Kanzler im Wahlkampf als „Weltklasse“, doch auch bei den Liberalen setze sich offenbar die Einsicht durch: „Diese Art von Weltklasse wollen wir nicht noch ein paar Jahre haben“.
Unterdessen kündigten Christine Bergmann und Edelgard Bulmahn, beide im Team von Gerhard Schröder, an, die SPD wolle sich sehr viel mehr für die Förderung von Frauen im Berufsleben engagieren. Nach einem Gespräch mit dem Deutschen Frauenrat betonten sie, ein Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten insbesondere in den alten Bundesländern gehöre ebenso dazu wie ein neues Gleichstellungsgesetz, das auch für die Privatwirtschaft gelten soll. Frauen seien heutzutage besser ausgebildet und qualifiziert als jemals zuvor. Dennoch hätten sie nicht die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt, vor allem bei der Besetzung von Führungspositionen. Das müsse auch aus wirtschaftlichen Gründen geändert werden, sagte Bergmann.
Die für das Bildungsministerium vorgesehene Bulmahn sagte, es gehe darum, die „Barrieren in den Köpfen“ abzubauen. Vor allem in technischen Berufen, etwa der zukunftsträchtigen Informationsbranche, hätten Mädchen immer noch mehr Probleme, eine Lehrstelle zu bekommen. Sie will auch darauf dringen, daß mehr Frauen an den Universitäten Professorenstellen bekommen.
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