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Enttäuschung für Libyen

■ Die Liga der arabischen Staaten bekräftigt Sanktionen gegen den nordafrikanischen Staat

Kairo (taz) – Vor allem für das Mitgliedsland Libyen erwies sich ein Außenministertreffen der Arabischen Liga als herbe Enttäuschung. Auf ihrer zweitägigen Zusammenkunft, die gestern Kairo zu Ende ging, beschlossen die obersten arabischen Diplomaten, die internationalen Sanktionen gegen Libyen weiterhin zu achten. Die Sanktionen könnten nur aufgehoben werden, wenn es zu einer endgültigen Einigung zwischen den USA, Großbritannien und Libyen in der Frage der Ausweisung der vermeintlichen Lockerbie-Attentäter kommt. Gleichzeitig bot die Liga an, weiterhin zu vermitteln.

Damit erwies sich die Unterstützung der arabischen Bruderstaaten für Libyen als geringer als die der afrikanischen Nachbarn. Die Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU) hatte bereits im Juni erklärt, das UN-Luftembargo gegen Libyen schlichtweg zu ignorieren. Das Embargo war vor sechs Jahren vom UN-Sicherheitsrat beschlossen worden, nachdem sich Libyen geweigert hatte, die mutmaßlichen Lockerbie-Attentäter auszuliefern.

Die USA und Großbritannien hat vor wenigen Wochen angeboten, die Verdächtigen des Bombenanschlages auf den PanAm- Jumbo im neutralen Holland vor Gericht zu stellen. Libyen hat dem zugestimmt, will aber weiter über die genauen Details verhandeln.

Tripolis hatte vor dem jetzigen Treffen der Arabischen Liga gedroht, ein Ministerium zur Förderung innerarabischer Angelegenheiten zu schließen, falls es nicht mehr Unterstützung von arabischer Seite erhält. Gleichzeitig betonten libysche Medien in den letzten Tagen die afrikanische Identität des Landes und die Bedeutung der afrikanischen Einheit.

Beim Thema Israel waren sich die Mitglieder der Arabischen Liga dagegen einig: Der turnusmäßige Vorsitzende des Außenministertreffens, der Syrer Faruq Scharaa, bezeichnete den Nahost-Friedensprozeß als eine „traurige Tragödie“. Die Liga forderte die internationale Gemeinschaft auf, Sanktionen gegen Israel zu verhängen, da dessen Regierung internationale Vereinbarungen nicht achte. Die Türkei wurde aufgefordert, ihre Militärkooperation mit Israel ernsthaft zu überdenken.

Erneut hat die Liga auch die US-Bombardierung einer pharmazeutischen Fabrik in der sudanesischen Hauptstadt Khartum verurteilt. Die Aktion sei einer schwerwiegende Verletzung der sudanesischen Souveränität. Karim El-Gawhary

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