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SPD zum Affenschloß: „So nicht“

■ Wissenschaftsdeputation genehmigte 5,6 Millionen für Experimentier-Labors nicht / SPD-Politikerin: In Bremen soll nicht auf Dauer ein Primatenzentrum betrieben werden

Die Wissenschaftsdeputation hat gestern die geplante 5,6-Millionen-Investition für ein neues großes Primaten-Zentrum an der Bremer Universität nicht beschlossen. „Wir können uns ein Primatenzentrum auf Dauer hier nicht vorstellen“, erklärte dazu die Tierschutz-Vertreterin der SPD-Fraktion, Carmen Emigholz. Die Experimente seien auf drei Jahre genehmigt, diese Frist hat am 1.5.1998 begonnen. Vor diesem Hintergrund wollte die SPD-Fraktion wissen, welcher Anteil der Kosten speziell für die Makaken-Experimente vorgesehen ist und wieviel davon auch für eine andere Nutzung des Fachbereichs Neurobiologie gut augegebenes Geld ist.

„Die kostenintensiven Planungen lassen vermuten, daß das Forschungsprojekt auch nach Ablauf der bisher genehmigten drei Jahre fortgeführt wird“, erklärte dazu der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Hermann Kuhn. Aber „offenkundig will die SPD so kurz vor der Bundestagswahl keine Entscheidung fällen“.

Die SPD-Fraktion, so versicherte Emigholz gestern, nehme die Überschrift ihrer Bürgerschaftsresolution „Tierversuche perspektivisch reduzieren“ sehr ernst, sie wolle „den politischen Druck erhöhen“, damit nach drei Jahren ernsthaft geprüft wird, ob Anträge zur Fortsetzung der Experimente genehmigt werden müssen. Wenn es zu einer Zeitverzögerung beim Bau käme, sei das nicht das Verschulden der Fraktion – das Papier der Behörde sei nicht transparent und daher nicht beschlußfähig gewesen.

Zu der im Sommer von der Wissenschaftsbehörde angegebenen Investitionssumme von „ca. 480.000 Mark“ für die „Kosten der Umbaumaßnahme zur Unterbringung des Arbeitsgebietes von Herrn Prof. Kreiter“, wie das in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen formuliert war, erklärte die SPD-Politikerin: „Auch wir haben das geglaubt.“ Die Summe von 480.000 Mark erschiene ihr dabei als Investition für eine auf drei Jahre genehmigte Experimenten-Reihe angemessen. Der nun geplante Bau für 5,6 Millionen Mark wird zudem erst fertig, wenn die dreijährige Genehmigungsfrist schon fast abgelaufen ist.

Keinen Spaß versteht die SPD-Fraktion nach Auskunft von Emigholz auch angesichts von Spekulationen, daß die Gehirn-Experimente auf Katzen oder Hunde ausgedehnt werden könnten. Kreiter selbst hatte vor Jahren an Katzen geforscht. Auf eine Ausschreibung für eine Professoren-Stelle haben sich mehrere Katzen-Forscher beworben. Nachdem der Bundesvorsitzende des Tierschutz-Verbandes, Wolfgang Apel, dies öffentlich gemacht hat und auch die für die Genehmigung zuständige Gesundheitssenatorin intern eher zurückhaltend reagierte hat, hat die Universität dann eine Berufungsliste zusammengestellt, auf der die Katzen-Forscher nicht auf den ersten drei Plätzen stehen. „In der SPD-Fraktion gibt es kein Klima dafür, die Tierversuche noch weiter auszudehnen“, versicherte Emigholz. Aufgrund der grundgesetzlich verbrieften Wissenschaftsfreiheit kann die Politik aber nur bei der Berufung von Wissenschaftlern und bei der Labor-Ausstattung die Weichen stellen.

Das will die SPD-Politikerin nun in einer anderen Hinsicht vorantreiben: Die Bürgerschaft hatte nämlich auch beschlossen, daß andere Methoden der Gehirnforschung in Bremen besonders gefördert werden sollten. Bisher ist da nichts geschehen. Auf Druck des Akademischen Senats hat Prof. Roth, der den Primaten-Experimentator Kreiter nach Bremen geholt hat,jetzt ein achtseitiges Papier zu dem Thema vorgelegt. Die Wissenschaftssenatorin hat ihrer Fraktion nun versprochen, es solltenzehn Millionen Mark Fördergelder zur Verfügung gestellt werden. Bisher gibt es aber keinen Wissenschaftler in dem Projekt „Neurokognition“, der mit „nichtinvasiven Methoden“ forscht. Die SPD-Abgeordnete will nun eine offizielle Auskunft darüber verlangen, wie und wofür genau diese zehn Millionen Mark zur Verfügung stehen. Anfang November soll zudem ein öffentliches Hearing der SPD-Fraktion stattfinden, auf dem auch Experten, die die Bremer Primaten-Experimente für überflüssig halten, eingeladen werden sollen. K.W.

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