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Frauengeschichte

Clara Zetkin, Kommunistin und Vorkämpferin der Frauenbewegung, gehörte zu den ersten weiblichen Abgeordneten im Reichstag der Weimarer Republik. Frauen wurde erst 1919 das Wahlrecht zugestanden. In Großbritannien wurde es erst 1928 eingeführt, in Frankreich 1944.

Ironie der Geschichte war, daß gerade unter den ersten weiblichen Abgeordneten im Reichstag – Zetkin war die Ausnahme – keine ausgesprochenen Frauenrechtlerinnen saßen. Ihre Listenplätze waren aussichtslos. Die meisten Parlamentarierinnen setzten sich für Demokratisierung und gleiche Bildungschancen ein, den Griff nach politischen Ämtern aber wagten sie nicht.

„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, heißt es im Grundgesetz von 1949. Die Formulierung setzte die SPD-Abgeordnete Elisabeth Selbert mit öffentlicher Unterstützung durch. Als eines der 65 Mitglieder des Parlamentarischen Rates zählt sie zu den nur vier Müttern des Grundgesetzes.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zeichneten sich auf Bundesländerebene Veränderungen ab. Aber erst unter Kanzler Konrad Adenauer (CDU) gelang einer Frau der Sprung ins Kabinet: Elisabeth Schwarzhaupt war die erste Ministerin. Und zwar für Gesundheit – ein klassisches weibliches Thema.

Aufbruchstimmung herrschte 1972 nach dem Wahlsieg der SPD: Im Bundestag waren mehr Frauen als je zuvor vertreten. Zu dieser Zeit wurde Annemarie Renger (SPD) die erste Bundestagspräsidentin (1972–1976). 1953 zur Volksvertreterin gewählt, war sie eine der wenigen Frauen, die kontinuierlich auch an der Spitze ihrer Partei standen.

Traditionelle Vorstellungen über die gesellschaftliche Rolle und das Erscheinungsbild der Frau dominierten das Parlament bis in die siebziger Jahre. So löste die niedersächsische Abgeordnete Lenelotte von Bothmer einen Skandal aus, als sie es wagte, in einem Hosenanzug das Wort am Rednerpult zu ergreifen. Was als „Streich“ gegenüber dem Vizepräsidenten gedacht war, löste tumultartige Szenen im Plenarsaal aus. In Briefen wurde der Abgeordneten „unanständiges“ und „würdeloses“ Verhalten vorgehalten, eines, das einer „Dame nicht angemessen“ sei (nachzulesen in von Bothmers Buch „Mit der Kuh am Strick“, Hamburg 1996).

Die Zahl der Parlamentarierinnen stieg seither kontinuierlich: 1987 waren 15,6 Prozent der Abgeordneten weiblich, im neugewählten Bundestag 1998 werden 207 Frauen vertreten sein – ein knappes Drittel aller Abgeordneten. An die Schalthebel der Macht dringen sie aber auf Bundesebene nicht vor. Auf internationaler Ebene übernahmen hingegen vor den Europäerinnen bereits in den siebziger Jahren Frauen Verantwortung als Regierungschefinnen: 1967 in Indien Indira Gandhi und 1969 in Israel Golda Meir. Als Führungspersönlichkeiten haftet ihnen der Ruf an, härter und unnachgiebiger zu sein als ihre männlichen Kollegen. Daher rührt auch der Beiname „Eiserne Lady“ für Margaret Thatcher, die dreizehn Jahre lang bis 1992 die britische Regierung führte. Ute Eschenbacher

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