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■ Türkische Soldaten marschieren in den Nordirak einSturmangriff gegen die PKK

Die Nachricht klingt nach Routine. 25.000 türkische Soldaten marschieren im Nordirak ein und machen Jagd auf Anhänger der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK). Sechs Jahre nach der ersten großen türkischen Militäraktion in dem Nachbarland mag sich kaum noch jemand über die Verletzung der Grenze und internationaler Gesetze empören.

Doch diesmal machen sich die türkischen Militärs zu Recht Hoffnung, der kurdischen Guerilla einen vernichtenden Schlag zu verpassen. Ende Oktober verpflichtete sich Syrien als bisher wichtigster Unterstützer der PKK, sich von der Organisation zu trennen. PKK-Chef Öcalan ist seither abgetaucht. Seine Partei behauptet, er sei in Kurdistan, der türkische Geheimdienst will ihn in Rußland ausgemacht haben, andere vermuten ihn in Libyen oder im Sudan. Fest steht: Öcalan ist nicht mehr handlungsfähig.

Den türkischen Militärs ist es in den letzten Monaten zudem gelungen, der selbsternannten kurdischen Avantgarde im Osten Anatoliens empfindliche Schläge zu versetzen. Die von der Armee betriebene Strategie der verbrannten Erde scheint aufzugehen. Auch eine hochmotivierte Guerillatruppe kann auf Dauer einer mit Nato-Waffen hochgerüsteten Armee nicht standhalten. Von den irakischen Kurden ist nicht einmal mehr Protest gegen den türkischen Einmarsch zu vernehmen. Kein Wunder, sind sie doch auf Gedeih und Verderb von der Türkei abhängig. Sollten die Kurdische Demokratische Partei (KDP) und die Patriotische Union Kurdistans (PUK) nicht spuren, dann machen die Türken einfach ihre Grenze zum Nordirak dicht – und damit die wichtigste Lebensader der dort lebenden Kurden. Erst am Sonntag trafen sich KDP-Chef Barsani und PUK-Oberhaupt Talabani in Ankara und versicherten ihre Loyalität zur türkischen Schutzmacht.

Doch auch wenn es den türkischen Militärs gelingen sollte, die PKK regelrecht auszurotten – ihr „Kurdenproblem“ wäre damit nicht gelöst. Solange die Kurden im Land nicht als solche respektiert werden und solange die von ihnen bewohnten Landesteile von der Regierung bewußt im Zustand eines Entwicklungslandes gelassen werden, wird sich Widerstand regen. Weil den Militärs im Kampf gegen die Guerilla jedes Mittel recht ist, einschließlich des Ausmerzens ganzer Dörfer, wird der Haß auf alles, was eine türkische Uniform trägt, bleiben – und seinen Ausdruck in Gewalt finden. Die PKK wird so als Mythos weiterleben – ganz egal ob ihre alten Strukturen zerstört sind und ihr Führer verschwunden ist. Thomas Dreger

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