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Ex-Präsident Banana geflohen

Gericht in Simbabwe hat den Theologen der Homosexualität und des Mißbrauchs Abhängiger für schuldig befunden: In Afrika gilt Schwulsein als „westliche Perversion“  ■ Von Kordula Doerfler

Johannesburg (taz) – Der frühere Präsident von Simbabwe, Canaan Banana, ist nach einem Gerichtsverfahren des sexuellen Mißbrauchs Abhängiger in elf Fällen und der Homosexualität für schuldig befunden worden. Das Oberste Gericht in Harare erklärte den 62jährigen Theologen gestern damit in allen Punkten der Anklage für schuldig und erließ einen Haftbefehl gegen ihn.

Das Gericht bestätigte später Berichte einer regierungsnahen Zeitung, wonach sich Banana ins Nachbarland Botswana geflüchtet haben soll, um dort Asyl zu beantragen. Wo sich Banana tatsächlich aufhält, war gestern jedoch unbekannt, denn nach Angaben eines Regierungssprechers in Gaborone soll er das Land bereits wieder verlassen haben. Wenn Anfang Dezember die Strafe verhängt wird, hofft man, daß Banana anwesend sein wird. Ihm droht eine Gefängnisstrafe bis zu 22 Jahren. Homosexualität ist in den meisten schwarzafrikanischen Staaten per Gesetz verboten und gilt als „unafrikanisch“ und von den Kolonialmächten eingeschleppt.

Daß nun ein hochrangiger Politiker und Kirchenmann sich dieser „westlichen Perversion“ schuldig gemacht hat, trifft die Regierung unter Robert Mugabe empfindlich. Obwohl sie nichts unversucht ließ, um das Verfahren zu behindern, ist Simbabwes Justiz immer noch relativ unabhängig. Nachdem ein ehemaliger Leibwächter in einem anderen Gerichtsverfahren Banana schwer belastet hatte, wurden Ermittlungen eingeleitet. Der Mann hatte Banana vorgeworfen, ihn während seiner Amtszeit jahrelang sexuell mißbraucht zu haben. Er sowie andere Zeugen belasteten Banana in dem im September 1997 angestrengten Verfahren schwer. Banana ist seither auf Kaution frei, mit seiner Flucht macht er sich erneut strafbar.

Die Vorwürfe gegen ihn dementierte er stets und versuchte, sie als „krankhafte Lügen“ abzutun. Der methodistische Pfarrer und Theologe ist verheiratet und hat vier Kinder; nach der Unabhängigkeit von Großbritannien war er von 1980 bis 1987 erster, allerdings rein protokollarischer Präsident des neuen Staates Simbabwe. Gerüchte, daß er homosexuell sei, kursieren schon seit Jahren. Sein Nachfolger Robert Mugabe allerdings hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder durch Ausfälle gegen Homosexuelle hervorgetan und sie öffentlich mehrmals als „niedriger als Schweine stehend“ und „Perverse“ bezeichnet. Damit bewirkte er ungewollt, daß das Tabu allmählich zum Gegenstand der öffentlichen Debatte wurde. Es wird auch Thema auf der kommende Woche beginnenden Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen sein.

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