: Sommerferien drei Tage kürzer
■ LehrerInnen werden zu „Dienstleistungen“ herangezogen
Bisher galt: Letzter Ferientag für die SchülerInnen war auch letzter Urlaubstag für die LehrerInnen. Das soll im kommenden Jahr anders werden. Seit Monaten schmort eine Neufassung der Urlaubsverordnung für die Lehrkräfte bei der Senatskommission für das Personalwesen. Im Januar 1999 soll sie vom Bremer Senat abgesegnet werden. Danach wird nur das kleine Wörtchen „zwingend“ gestrichen, erklärte der Sprecher der Bildungsbehörde, Rainer Gausepohl, auf Nachfrage. Aber das könnte große Folgen haben: Bisher war es so, daß LehrerInnen in den Schulferien zu dienstlichen Dienstleistungen nur „aus zwingenden dienstlichen Gründen“ herangezogen werden konnten, natürlich soweit die Schulferien über den Urlaubsanspruch hinausgehen. „Zwingend“ war es in der Praxis nie.
Die Neufassung der Urlaubsverordnung soll es zunächst rechtlich ermöglichen, daß dies auch für weniger zwingende Tägigkeiten möglich ist. „Wir wollen, daß der Unterricht auch am ersten Schultag richtig beginnen kann“, erklärt Gausepohl das Anliegen der Behörde.
Bremen will sich gleichzeitig einem bundesweiten Trend nicht verschließen. Niedersachsen ist gerade noch einen Schritt weiter gegangen: Dort sind die drei letzten Tage der Sommerferien für die Lehrkräfte zu „verbindlichen Arbeitstagen“ erklärt worden. Im Jahre 2000 sollen zwei weitere Arbeitstage hinzukommen und zwar die Tage nach Ausgabe der Halbjahreszeugnisse, an denen die Schülerinnen frei haben.
In Bremen sollen nach bisheriger Überlegung die Schulleitungen darüber entscheiden, ob die Lehrer auch zu Konferenzen oder Besprechungen in die Schule kommen müssen, erklärte Gausepohl. Wie im Detail in Bremen der neue rechtliche Rahmen ausgenutzt werden soll, wird die Behörde aber erst im Januar mitteilen.
Der Personalrat der Schulen hat bisher nur gerüchteweise etwas davon gehört und um verbindliche Information gebeten. „Wir müssen erst einmal sehen, was sie planen“, meinte Ulrich Krockenberger, Personalvertreter von Bremens LehrerInnen, gegenüber der taz. Er gehe davon aus, daß LehrerInnen sich natürlich auf den Unterricht vorbereiten, dies allerdings zu Hause, weil sie in der Schule kein Arbeitszimmer haben. Kein Kollege komme erst am Sonntag abend aus einem Fernurlaub zurück, wenn Montag der Unterricht beginne, meinte er. Insofern sei es für den Personalrat eine völlig offene Frage, „was die Senatorin will“.
K.W.
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