: Warnung vor dem illegalen Billigböller
■ Sylvesterfeuerwerk: Ab heute darf gekauft werden. Feuerwehr mahnt zur Vorsicht
Hamburgs Feuerwehr und Zoll warnen beim Kauf von Sylvesterfeuerwerk vor dem Erwerb eingeschmuggelter Billigböller. Die „knallen zwar schön, sind aber sehr gefährlich“, sagte gestern Feuerwehrsprecher Horst Köhler. Die illegalen Knaller stammen nach Zollrecherchen aus osteuropäischen Staaten und werden auf Floh- und Jahrmärkten oder unter Ladentheken gehandelt.
Gefahr, so Köhler, drohe vor allem durch das unberechenbare Explosionsverhalten der Schmuggelware. So sei es bei Versuchen zu Nachexplosionen gekommen, oder die Lunte sei beim Entzünden gleich nach unten durchgebrannt, so daß Knaller in der Hand explodierten. Die Böller seien oft mit dem Stempel „BAM“ (Bundesamt für Materialprüfung) versehen, jedoch ohne Zulassungsnummer; zudem fehle meist eine deutsche Bedienungsanleitung.
Doch auch bei dem ab heute legal zu erwerbenden Feuerwerk ist verständiger Umgang geboten, mahnen die Experten, die allein am Hamburger Hafen mit 50.000 Feierfreudigen rechnen. Bereits eine aus einer Flasche in Schieflage abgefeuerte Rakete könne problemlos eine Fensterscheibe durchschlagen und einen Wohnungsbrand entfachen. Zu über 750 Einsätzen mußte die Feuerwehr Sylvester '97 ausrücken; auch in diesem Jahr werden sich auf den 17 Feuerwachen 450 Beamte die Nacht um die Ohren schlagen, 87 Freiwillige Feuerwehren sind zusätzlich in Alarmbereitschaft.
Das Gros der Einsätze im Vorjahr galt Hilfeleistungen bei Verletzungen und Verbrennungen. Feuerwehr und Ärzte raten daher, bei Verbrennungen die Wunden sofort mit kalten Wasser – Sekt geht auch – zu kühlen. Ist gar der Finger abgesprengt, sollte als erste Maßnahme die Wunde durch Druckverband und der Kreislauf durch Schocklage (Beine hoch) stabilisiert werden. Das abgerissene Glied wird im sterilen trockenen Beutel und eisgekühlt ins Krankenhaus transportiert.
Daß sich die Sylvesterknallerei reduzieren könnte, ist nicht zu erwarten: Mit 160 Millionen Mark Umsatz rechnen die pyrotechnischen Firmen in diesem Jahr. Der „Hit“ seien sogenannte Verbundsfeuerwerke: Statt eine Rakete aus einer Flasche abzufeuern, muß nur eine Lunte gezündet werden, um gleich mehrere Geschosse in die Luft zu katapultieren und „Fontänen“ und „Sternen-Bukets“ zu erzeugen. Das Diakonische Werk hat für „Hits“ dieser Art wenig Verständnis und setzt die Aktion „Brot statt Böllern“ dagegen. „Die eigene Lebensfreude wird ja nicht dadurch getrübt“, meint „Brot-für-die-Welt“-Referentin Susanne Hessemann, „daß man sich die Lebenssituation der Benachteiligten bewußt macht.“ Kai von Appen
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