Kommentar: Happy End
■ Mit "Diepgen rennt" die CDU dreimal umsonst ins Wahljahr
Die CDU-Traumfabrik hat mit Eberhard Diepgen ein Remake von Tom Tykwers Kinohit „Lola rennt“ gedreht. Die Story, ganz nach Tykwer, wird in drei Episoden erzählt. Nur ein echtes Happy- End gibt es nicht, auch keine Franka Potente. Aber dazu später.
Geschichte eins: Diepgen erhält von CDU-Fraktionschef Lando einen Anruf, dieser wolle zur PDS übertreten. Diepgen rennt los. Im Off hört er das dreckige Lachen von SPD-Mann Klaus Böger. Abblende. Die Stadt gleicht einem Moloch, kein Durchkommen vor dem Roten Rathaus – Berlinmarathon. Diepgen kürzt über den menschenleeren Lustgarten ab, wo ihm ein Obdachloser den Weg verstellt. Der Obdachlose ähnelt Christoph Schlingensief. Diepgen reißt sich los, verspricht, Arbeitsplätze abzubauen und Wohnviertel niederzureißen. Schnitt in die Rosa-Luxemburg-Straße. Die PDS-Zentrale ist nur noch ein paar Meter entfernt, als Diepgen die Puste ausgeht. Er sieht noch, wie Lando im Karl- Liebknecht-Haus die rote Fahne hißt. Cut.
Geschichte zwei: Diepgen erhält von CDU-Fraktionschef Lando einen Anruf, dieser wolle zur PDS übertreten. Diepgen rennt los. Am Potsdamer Platz wird Diepgen von der „Baubrigade Walter Momper“ erkannt, die als Marathonläufer für Dumpinglöhne demonstrieren. Fit reiht sich der Regierende in die Sportler ein, seilt sich aber an einer Baugrube ab, um durch die Tunnelanlagen den Weg in Richtung PDS- Zentrale zu verkürzen. Schnitt in die Rosa-Luxemburg-Straße (Techno-Musik). Lando erkennt Diepgen, er kriegt ein schlechtes Gewissen, wird aber von Erich Mielke abgeführt. Cut.
Geschichte drei: Diepgen erhält von CDU-Fraktionschef Lando einen Anruf, dieser wolle zur PDS übertreten. Diepgen rennt los. Im Off hört er das dreckige Lachen von Lando. Trotzdem weiter. Am Alexanderplatz wird Diepgen von den Marathonläufern eingeholt. Er wirft Stärkungspillen ein, um schneller zu werden. Schnitt in die Rosa-Luxemburg-Straße (Techno-Musik). Die PDS-Zentrale ist von der Polizei abgeriegelt, Diepgen randaliert, muß zur Blutprobe und wird des Dopingmißbrauchs überführt. In der Volksbühne feiert Chance 2000 den Wahlsieg 1999. Rolf Lautenschläger
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
