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Friedensgespräche in Kolumbien abgebrochen

■ Guerilla fordert von Regierung wirksames Vorgehen gegen rechtsextreme Paramilitärs

Berlin (taz) – Der Friedensprozeß in Kolumbien liegt kaum zwei Wochen nach seinem Beginn schon wieder auf Eis. Die „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (FARC), die größte Guerilla-Organisation des Landes, gaben am Dienstag den vorläufigen Abbruch der Friedensgespräche mit der Regierung bekannt. Der Dialog, heißt es in einem offenen Brief an Staatspräsident Andrés Pastrana, bleibe unterbrochen, bis die Regierung zeige, daß sie wirksam gegen die Aktivitäten der rechtsextremen Paramilitärs vorgehe. Diese hatten in einer Reihe von Massakern in fünf verschiedenen Provinzen Kolumbiens über 130 unbewaffnete Menschen ermordet. Die Massaker hatten am 7.Januar begonnen, dem ersten Tag der Friedensgespräche.

Der FARC-Comandante Raúl Reyes erklärte: „Wir halten es für notwendig, den Dialog einzufrieren. Unsere Vorschläge bleiben auf dem Tisch – aber zunächst muß die Regierung zufriedenstellende Ergebnisse im Kampf gegen die Paramilitärs vorweisen können.“

Die Regierung ihrerseits bekräftigte ihren Willen, „alle Formen der Gewalt zu beenden“, auch die der Paramilitärs. Der Abgesandte der Regierung für die Friedensgespräche, Victor Ricardo, sagte, der Kampf gegen die Paramilitärs sei ganz unabhängig von den Gesprächen intensiviert worden. Die Regierung schlug vor, die Verhandlungen am 26.Januar wieder aufzunehmen.

Die Paramilitärs rekrutieren sich in aller Regel aus Militärkreisen, arbeiten mit dem Militär zusammen oder werden von ihm zumindest gedeckt. Die FARC hat der Regierung stets vorgeworfen, aus diesem Grund nicht energisch genug gegen die rechtsextremen Organisationen vorzugehen.

Beobachter vermuten, die Paramilitärs verfolgten mit den Morden zwei Ziele: Einerseits die Friedensgespräche zu torpedieren, zum anderen ihren eigenen Anspruch zu unterstreichen, ebenfalls am Dialog teilzunehmen. Das haben beide linke Guerilla-Organisationen, die FARC und das „Nationale Befreiungsheer“ (ELN) immer strikt abgelehnt.

Auf der Tagesordnung der Friedensgespräche für gestern hatte ein möglicher Tausch von entführten Regierungssoldaten in der Hand der FARC gegen gefangene Guerilleros stehen sollen.

In der vergangenen Woche hatte sich Präsident Pastrana in Kuba mit Fidel Castro und dem designierten venezolanischen Regierungschef Hugo Chávez getroffen, die ihre Vermittlungsdienste angeboten hatten. Konkrete Ergebnisse dieses „Mini-Gipfels“ wurden jedoch nicht bekannt.

Unklar ist bislang, ob der Abbruch der Friedensgespräche zu einem Wiedereinzug des kolumbianischen Militärs in die FARC-Gebiete führt.

Nach langen Verhandlungen hatten sich Ende vergangenen Jahres die Regierungstruppen aus einigen Gebieten um den Verhandlungsort San Vicente del Caguan zurückgezogen. Bernd Pickert

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