Kommentar: Fliegendreck
■ Warum der drohende Jobverlust bei Premiere nicht zu verhindern ist
Jahrelang wollten Bertelsmann und Kirch, Medienkonzerne von Welt, gemeinsam die digitale Medienzukunft gestalten. Jetzt steigt ersterer aus, weil das Internet lockt: In diesem neuen Medium per Einzelabruf die Ware Spielfilm zu verhökern, verspricht weit höhere Rendite als Pay-TV. Ein Sender wie Premiere gilt Bertelsmann-Boß Middelhoff als „Fliegen-dreck“, und so wird er auch behandelt: Wisch und weg.
Genauso wird der künftige Alleinherrscher Leo Kirch mit den ArbeitnehmerInnen bei Premiere umspringen. Denn beim Film-Mogul aus München hilft kein Beten, ihn interessieren weder Programm noch Politik, sondern einzig Profit. Kirch jongliert mit Milliardenbeträgen, und wenn dabei ein paar hundert Arbeitsplätze und deren InhaberInnen herunterfallen, wird eben mit ein paar Mark Abfindung notdürftig gefeudelt.
Kirch sitzt auf milliardenschweren Filmrechten, die es zu vermarkten gilt. Dafür braucht er die Synthese aus Premiere und seinem eigenen Sender DF1, die jeweils Jahresdefizite im dreistelligen Millionenbereich aufweisen. Schwarze Zahlen sind nur erreichbar durch Mehrfachverwertung seines Filmrollenstapels und durch Senkung der Unterhalts-, Produktions- und Verwaltungskosten. Und das geht am einfachsten in seinen Münchner Studios.
Das wird Kirch auch den Politikern am selbsternannten Medienstandort Hamburg mitteilen. Wenn er sich überhaupt zu einem Gespräch mit ihnen herabläßt. Schwamm drüber, meine Herren, wird er sagen, ist doch nur Fliegendreck.
Sven-Michael Veit
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