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Anti-Terror-Einheiten gehen in Serie

■ Mit der neuen Generation „Die Profis“ jagt auch die ARD ab heute in ihrem samstäglichen Spätprogramm wieder die Bösen mit den Guten

Nach bestandenem Abenteuer steht Harry Malone vor dem Foto George Cowleys und salutiert. Vielleicht war die Geste ja gedacht als Würdigung des 1990 verstorbenen Schauspielers Gordon Jackson, der George Cowley in der TV- Serie „Die Profis“ gespielt hatte. Im selben Zug aber will dieser Ehrendienst sagen, daß hier eine Geschichte fortgeschrieben wird.

Mit den „Profis“ gedachten Brian Clemens und Albert Fennell Mitte der 70er in England an „The New Avengers“ anzuknüpfen, die Neuauflage ihres Klassikers „Mit Schirm, Charme und Melone“. Augenzwinkernd sollte das Personal nach den Machern auch dieses Mal wieder zu Werke gehen, doch hatten die Auftraggeber andere Wünsche. Die US-Serie „Starsky & Hutch“, damals in Großbritannien enorm erfolgreich, färbte ab, und so wurde „Die Profis“ zur gradlinigen „Buddy“-Serie mit hohem Action-Einschlag.

Mit Brian Clemens und dem Stammkomponisten Laurie Johnson als Produzent ging 1997 „Die Profis – Die nächste Generation“ in Serie. Harry Malone, gespielt von „Equalizer“ Edward Woodward, ragt als Vaterfigur im Zentrum aller Operationseinheiten heraus. Ums Grobe und Ganze kümmern sich Navy-Absolvent und Bomberpilot Chris Keel und Fremdsprachen-As mit Doktortitel Sam Curtis, eingeführt als Draufgänger, die sogar dem FBI voraus sind. Und anders als in den 70ern spielt nun auch eine Frau im Team – Tina Backus, genannt „Backup“, die in der Pilotfolge viele Akten umherträgt und – Spitznomen est omen – virtuos die Computerklaviatur beherrscht. Das macht sie so großartig, daß sie selbst vom PC aus ihren Jungs draußen das Leben rettet und somit die klassischen Männer- und Frauenrollen wieder bestens verteilt wären.

Ex-Agenten, ehemalige Militärs und Terroristen bedrohen Albion, und nicht wenige davon kommen aus dem Osten. Die Fronten sind klar, Gut und Böse säuberlich getrennt, wie zu Zeiten des Kalten Krieges, als die Sendboten der freien Welt in Serien wie „Kobra, übernehmen Sie“ die Moral unverbrüchlich auf ihrer Seite hatten.

Auch in den USA werden noch Serien dieser Art produziert. Doch gibt es längst interessantere Gegenentwürfe. Bruce Geller, Urheber von „Kobra, übernehmen Sie“, hatte ursprünglich rehabilitierte Verbrecher als Hauptfiguren vorgesehen, konnte diese Idee bei den Senderverantwortlichen indes nicht durchsetzen. In „Players“, einer Krimiserie mit dem Rapper IceT, wurde der Gedanke in jüngster Zeit hingegen realisiert. Zwar stehen die drei Ex-Gauner gezwungenermaßen in Diensten des FBI, doch erscheint die Behörde keineswegs in ungetrübtem Licht.

Nicht nur die Erfolgsserie „Akte X“ spiegelt das Mißtrauen gegen einheimische wie auswärtige Geheimorganisationen. Welcher Preis für die nationale Sicherheit mitunter zu zahlen ist, zeigt aktuell „Nikita“. Hier muß die Titelheldin im Namen des Vaterlandes Verbrechen begehen, um die eigene Hinrichtung zu vermeiden. Dies gilt für alle Agenten der sogenannten „Sektion“; sie leben, stets auf der Hut, in einer gesellschaftlichen Grauzone. Ein bürgerliches Dasein wird ihnen niemals gestattet sein.

Die „Profis“ allerdings zeigen nicht den Anflug von Skepsis oder Selbstironie, die Autoren bleiben hinter den bestehenden Möglichkeiten zurück. Daß es anders geht, beweist „Bugs – Die Spezialisten“ (ab 17.4., Pro 7). In der inhaltlich verwandten Serie finden sich nuancierte Figuren, Witz, sogar ein Deut Gesellschaftskritik. Einer der Hintermänner dieser Produktion heißt übrigens – Brian Clemens. Harald Keller

„Die Profis – Die nächste Generation“, Sa., 22.10 Uhr, ARD

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