: Vermißte Frau wochenlang in Keller vergewaltigt
■ Sechs Wochen lang wurde eine 34jährige Frau in einem Keller eines Einfamilienhauses in Hellersdorf mißhandelt und vergewaltigt. Nur durch Zufall wurde sie gefunden
Eltern, Freunde und Arbeitkollegen waren ratlos. Als die 34jährige Sylke Reinhardt aus Treptow am 14. Februar nicht wie verabredet zum Abendessen bei ihren Eltern erschien und auch die nächsten Tage wie vom Erdboden verschwunden blieb, hängten ihre Eltern Plakate mit ihrem Foto aus. Die Polizei ermittelte in alle Richtungen: wurde sie Opfer eines Verbrechens, eines Unglücksfall, hatte sie sich umgebracht, oder hatte sie womöglich den plötzlichen Wunsch, unterzutauchen? Auch der Chef der Modefirma, wo die Frau arbeitet, war genauso ratlos wie die Familie, Freunde und Bekannte der Frau, die die Polizei befragte. Keiner konnte sich das Verschwinden von Sylke Reinhardt erklären.
Das letzte Mal war sie am Valentinstag gesehen worden, als sie ihren Freund in Mitte besuchte, der krank zu Hause lag. Um 17.50 Uhr hatte sie seine Wohnung verlassen, um pünktlich um 19 Uhr bei ihren Eltern zum Abendessen zu sein. „Sie wollte in unserer Wohnung rechtzeitig zum Abendbrot eintreffen“, so die Aussagen der Eltern, die in unmittelbarer Nachbarschaft der Tochter wohnen.
Seit gestern ist der mysteriöse Vermißtenfall aufgeklärt. Sylke Reinhardt lebt. Doch was sie in den vergangenen knapp sieben Wochen durchlebt hat, stellt jeden Gruselfilm in den Schatten. Über sechs Wochen lang wurde sie in einem Keller gefangengehalten, sexuell mißhandelt und vergewaltigt. Die Polizei teilte gestern mit, daß ein 49jähriger aus Hellersdorf im dringenden Tatverdacht steht, die 34jährige über sechs Wochen im Keller seines Hauses in Hellersdorf gefangengehalten zu haben. Der 49jährige, der nach Angaben der Justiz nicht vorbestraft ist, legte ein umfangreiches Geständnis ab.
Nach den bisherigen Ermittlungen war Sylke Reinhardt am 14. Februar, als sie gegen 19 Uhr vom S-Bahnhof Alt-Glienicke kam, von dem 49jährigen von hinten angegriffen und mit einem Messer bedroht worden. Dann habe er sie gefesselt, sie mit verbundenen Augen zu seinem Wagen geführt und sei mit ihr zu seinem Einfamilienhaus in Kaulsdorf gefahren. Dort sperrte er sie in einen Kellerraum. Dort hat er sie nach Polizeiangaben wiederholt vergewaltigt und sexuell mißhandelt.
Daß die Frau schließlich gefunden wurde, ist nur einem Zufall zu verdanken. Der Täter hatte am 30. März einen Verkehrsunfall und kam schwer verletzt in ein Krankenhaus. Angehörige, die sich um sein Haus kümmerten, fanden Sylke Reinhardt dort am 2. April im Keller. Um die Frau und die Familienangehörigen zu schützen, hat die Polizei erst gestern die Presse informiert.
Angaben zum Zustand von Sylke Reinhardt und ob sie sich noch im Krankenhaus befindet, machte die Polizei gestern nicht. Zu groß ist die Angst, daß Journalisten das Wohnhaus belagern könnten. Über das Profil des Täters sagte ein Polizeisprecher gestern zur taz: „So eine kriminelle Energie und Perversion entwickelt sich nicht von heute auf morgen. So etwas wächst im Laufe der Zeit.“ B. Bollwahn de Paez Casanova
Nur weil der Täter ins Krankenhaus mußte, fanden Verwandte die Vergewaltigte im Keller des Einfamilienhauses.
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