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Flaniermeile auf neuem Elbdeich

Am Elbufer in Neumühlen sollen Büros und Wohnungen auf einem künstlichem Polder entstehen. Der Elbwanderweg und der Blick auf den Fluß sollen erhalten bleiben  ■ Von Heike Haarhoff

Jahrzehntelang vegetierte die Brache östlich des „Augustinums“ in bester städtebaulicher Lage am Neumühlener Elbufer als Parkplatz vor sich hin. Damit ist nun Schluß, verkündeten gestern Altonas Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer (SPD), Gudrun Bunzel von der Star Immobilien GmbH und Arne Olofsson von der Poldergesellschaft Neumühlen.

Das Trio hat eine Elbrandbebauung mit mehreren Wohn- und Büroblöcken auf den Weg gebracht, die sich sehen läßt: Sechs Baukörper aus Glas und Stahl, entworfen von verschiedenen Architekturbüros und finanziert von unterschiedlichen Investoren werden ab Mai am Elbrand zwischen Schuppen D und Augustinum entstehen. Sämtliche baurechtliche Genehmigungen, versicherte Hornauer, lägen bereits vor. Und, in Anspielung auf die umstrittene Bebauung am benachbarten Altonaer Holzhafen: „Es gibt noch keine Bürgerinitiative.“ Bis 2003 soll sich die triste Freifläche in eine Flaniermeile verwandelt haben.

33.000 Quadratmeter Büro- und 12.000 Quadratmeter Wohnfläche, das entspricht in etwa 160 bis 200 Wohnungen, soll es insgesamt geben. Alle Gebäude seien „lichtdurchflutet“, versprach der Hamburger Architekt Teherani, der eines der Bürogebäude konzipiert hat. Die Gewerbemieten werden zwischen 32 und 35 Mark pro Quadratmeter liegen; bei den Wohnungen ist noch unklar, wie hoch der Anteil an Eigentums- bzw. Mietwohnungen sein wird.

220 bis 240 Millionen Mark werden die sechs Investoren und die Poldergesellschaft in die „Architekturmeile für Hamburg“ (Hornauer) investieren; rund 18 Millionen davon fließen allein in den Hochwasserschutz.

Denn der stellte über Jahre hinweg das Haupthindernis für eine Bebauung dar. Seit Mitte der 80er Jahre hatte der damalige Oberbaudirektor Egbert Kossak Wohn- und Arbeitsgebäude am Wasser angeregt. Vergeblich. Die erste Idee, die Häuser „aufgeständert“, also auf Stelzen zu bauen, scheiterte daran, daß die Bewohner bei Sturmflut dennoch hätten evakuiert werden müssen. Auch der Vorschlag, die Straße am Elbufer einfach höherzulegen, wurde verworfen: zu teuer.

Die Lösung, die nun gefunden wurde, ist ebenso schlicht wie bestechend. Das Baugebiet wird von einem 2,70 Meter hohen und 33 Meter breiten Polderbauwerk, das heißt von einem befahr- und begehbaren Deich umschlossen werden. Der Vorteil: Die Gebäude, die auf und hinter dem Deich stehen, sind sturmflutsicher; außerdem kann auf diese Weise der öffentliche Elbwanderweg für Fußgänger auf dem Deich fortgesetzt werden, und der Blick auf den Fluß bleibt unverstellt. Cafés, Bistros und Restaurants mit Elbblick sind geplant. Im Innern des Deichs, der ausschließlich privat finanziert wird, werden bis zu 600 Autos in Garagen parken können.

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