: Hunderttausenden droht im Kosovo der Hungertod
■ 8.000 Vertriebene erneut nach Albanien. Bundeswehr verlegt zusätzliche Soldaten
Tirana/Genf (dpa/taz) – Im Kosovo sind mehr als 500.000 zwangsvertriebene Albaner durch ständigen Beschuß der Serben und Hunger vom Tode bedroht. Dies berichteten gestern staatliche Medien in Albanien. Wie die Tageszeitung Zeri i Popullit unter Berufung auf einen Sprecher der Kosovo-Befreiungsarmee UÇK) meldete, verstecken sich die Vertriebenen in den Bergen, Tälern, Wäldern und Höhlen. „Sie hungern nicht nur, sondern sind auch Ziel der serbischen Artillerie“, sagte der UÇK-Sprecher. Die Serben setzen Bodenraketen und schwere Artillerie ein, wobei es unter den Vertriebenen viele Opfer gebe.
Die Bundeswehr hat gestern mit der Verlegung zusätzlicher Soldaten in die Balkan-Region begonnen. Wie der Generalinspekteur der Bundeswehr, Hans-Peter von Kirchbach, gestern mitteilte, wurden zunächst 30 Fernmelde-Soldaten nach Albanien geschickt. Sie sollen als Vorauskommando den weiteren Einsatz planen. Der Bundestag hatte am Freitag dem Einsatz von tausend weiteren Soldaten zugestimmt.
Bundesaußenminister Joschka Fischer hat bei einem Kurzbesuch in Makedonien das Regime in Belgrad zum Einlenken aufgefordert. Der Bundesaußenminister wollte mit seinem Arbeitsbesuch in Skopje ein Zeichen der Unterstützung für das vom Kosovo-Vertreibungsproblem bedrängte Land zu setzen.
Am Wochenende sind erneut etwa 8.000 Vertriebene aus dem Kosovo nach Albanien gekommen. Sie berichteten von einer neuen serbischen Offensive in der Nähe der Stadt Pec. Das UNHCR hat nach eigenen Angaben kein Geld mehr, um in Makedonien und Albanien Decken, Plastikplanen und Kleidung für die Flüchtlinge zu kaufen. „Wir brauchen 40 Millionen US-Dollar und unsere Kasse leer ist“, sagte die Sprecherin.
Der Vorsitzende der Hilfsorganisation Cap Anamur, Rupert Neudeck, sprach sich dagegen aus, weiterhin Vertriebene aus Makedonien auszufliegen, weil man Miloevic damit in die Hände spiele. Der Makedonien-Beauftragte der Caritas, Ludwig Grunwald, appellierte dagegen eindringlich an die westlichen Staaten, noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen.
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