■ Kommentar: Sicherheitslage Soldaten nach Kreuzberg!
Wie Schockwellen rauschen sie ins Bewusstsein der Öffentlichkeit: die regelmäßigen Berichte über die mangelnde Hauptstadtfähigkeit Berlins. Gemeint ist dabei nicht, dass etwa Walter Momper nicht in die Hemdgröße der Modernisierung passt, die er ständig predigt.
Gemeint ist die Berliner Sicherheitslage, die es Bonner Amts- und Würdenträgern erlaubt, sich aufs Parkett der Hauptstadt zu begeben, ohne dabei auszurutschen. Gewiss, es ist viel getan worden fürs Bonner Wohlgefühl – für Regierungsbengel gibt es eine eigene Kita, und wer die Berliner Schnauze nicht ertragen kann, darf in eines der extra für die Bonner gebauten Wohnghettos ziehen. Doch was nützt die schönste Wohnung, wenn die Berliner Polizei überhaupt nicht in der Lage ist, sie zu schützen.
Zweifel sind jedenfalls angebracht, mehr denn je. So klagt die Gewerkschaft der Polizei schon seit Jahren, dass sie mehr Stellen bräuchte, um ihr Service-Paket auf Hauptstadtniveau zu trimmen. Doch der Sicherheits-GAU ist längst eingetreten. Und zwar nicht erst, seit ein paar verrückt gewordene Kriegsgegnerinnen ihre Brüste zum Schaden des Kanzlerauges entblößten. Seit sechs Wochen nämlich werden in der Manteuffelstraße unser Kanzler und unser Außenminister als Kriegsverbrecher beleidigt. Sechs Wochen verhöhnte die „Hauptstadt Kreuzberg“ die Berliner Republik samt ihrer neuen Mitte, bis die Polizei endlich in der Lage war, diesem unwürdigen Treiben ein Ende zu bereiten. Schlimmer könnt's eigentlich nimmer kommen.
Und was sagt die Politik dazu? Nichts! Als ob nichts geschehen wäre, regiert Eberhard Diepgen lässig wie eh und je, und Walter Momper sucht noch immer nach dem richtigen Hemdkragen. Eigentlich wäre es nun an der Zeit, die Konsequenzen zu ziehen. Beim Bundeswehrgelöbnis waren es immerhin die Feldjäger, die die Schröderlandsverräterinnen blitzschnell aus dem Verkehr zogen. In Kreuzberg brauchte die Polizei dagegen nicht nur sechs Wochen, sondern auch noch die Feuerwehr.
Also, Rekruten, nichts wie rein ins Krisengebiet! Warum ins ferne Kosovo, wo Kreuzberg doch so nahe liegt. Uwe Rada
Bericht Seite 16
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