Kommentar: Nostalgisch
■ Warum das Festhalten an der grünen Doppelspitze inkonsequent ist
Ein GAL-Kreisverband wählt sich eine Vorsitzende und einen Stellvertreter statt der Doppelspitze. Na und? Vielleicht kein großes Signal – aber bei dem Symbolgehalt, den die Doppelspitze über Jahre fürs grüne Selbstverständnis hat, auch mehr als nur bedeutungsloser Pragmatismus. Es ist vielleicht nur ein kleiner Schritt, aber es ist ein konsequenter.
So wie sich die grüne Partei unter den Bedingungen der Regierungsbeteiligung verändert hat, ist das Abschaffen ihrer jahrzehntelangen Parteistruktur nur folgerichtig. Die Grünen im Bund und in Hamburg sind nicht mehr die Partei von vor zehn, nicht einmal die von vor zwei Jahren. Die Basis beginnt das nur langsam zu begreifen.
Da noch an Strukturen festzuhalten, die an die gute alte Zeit erinnern, hieße die Hülle zu bewahren, unter der sich die meisten FunktionsträgerInnen der Partei längst gehäutet haben. Für viele Grüne, die in Amt und Würden Macht ausüben, sind die Doppelspitze und die Trennung von Amt und Mandat nur noch lästige Instrumente, Hemmnisse auf dem Weg zu dem, was sie unter modernem Parteimanagement verstehen.
Wandsbek macht es vor. Wenn die neue Sprecherin Astrid Boberg die Frauenpolitik unter die „Themen der Parteilinken“ einordnet, dann ahnt man, dass die Frauenquote als nächstes an die Reihe kommt.
Wer die Grünen so will, wie sie sich in den vergangenen zwei Jahren entwickelt haben, der soll sie auch ganz und gar so bekommen. Und nicht als nostalgische Mogelpackung mit Doppelspitze. Alles andere ist ein bisschen Selbstbetrug. Peter Ahrens
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