: Stillen ist noch nicht normal
■ Hebammen, freie Stillgruppen und die „Leche Liga“ bieten Hilfen an
Wenn's um die Ernährung des Babys geht, stehen die Hebammen in vorderster Reihe als Werberinnen für's Stillen. Der Bremer Hebammenlandesverband rührt gerade wieder kräftig mit Plakaten die Werbetrommel für's Stillen – pünktlich zur diesjährigen „Weltstillwoche“ vom 1. bis zum 10. Oktober. Außerdem ist in Bremen im kommenden Frühjahr am internationalen Hebammentag ein Fachkongress rund um's Stillen geplant – rund 350 Kinderkrankenschwestern, Hebammen sowie Ärzte und weiteren Fachfrauen und –männer sprechen dann am 5. und 6. Mai über Themen wie „Stillen und Väter“ oder „Stillen und Sexualität“.
Denn in punkto Stillen ist weiterhin jede Menge Öffentlichkeitsarbeit und Austausch nötig. Laut Hebammenverband werden nämlich nach einem Monat nur noch etwa 60 Prozent aller Säuglinge voll gestillt, nach sechs Monaten nur noch etwa 20 Prozent – obwohl derzeit immerhin fast 92 Prozent aller Frauen nach der Geburt mit dem Stillen angefangen haben. „Dafür gibt es ganz viele Gründe“, sagt Gabriele Stenz, Stillbeauftragte vom Bremer Hebammenlandesverband – vom immer noch wenig „positiven Stillbild“ in der Gesellschaft bis hin zur mangelhaften Stillbetreuung nach der Geburt im Krankenhaus (siehe Artikel oben).
So wissen zwar die meisten Mütter mittlerweile um die Vorteile des Stillens – wie Schutz vor Allergien sowie Infektionen und Entzündungen in den ersten Lebensmonaten. Aber nach einer Umfrage unter Müttern vom Hebammenverband herrscht bei den Frauen viel Unsicherheit vor. Fast jede schwangere Frau antwortet auf die Frage, wie sie ihr Kind nach der Geburt ernähren möchte: „Ich will es mit dem Stillen versuchen.“ Offenbar, so die Bremer Stillbeauftragte Gabriele Stenz, fehle es den Frauen nach der niedrigen Stillrate in den 60er und 70er Jahren schlichtweg an „positiven Vorbildern“.
Als Ersatz bieten deshalb mittlerweile jede Menge Fachgruppen in und um Bremen herum ihre Stillunterstützung an: Hebammen zum Beispiel bieten im Rahmen ihres Betreuungsangebotes auch „Anleitung zum Stillen“ an – und das auch noch nach der Geburt, wenn es Fragen zum Stillen oder Probleme gibt. Außerdem bietet die „Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen“ Plätze in Stillgruppen an – in Horn-Lehe, in der Vahr und in Schwachhausen sowie in Lilienthal und Achim treffen sich Mütter zum Erfahrungsaustausch und können sich mit Fragen wenden an die anwesende Stillberaterin (Kontakt über AG-Stillberaterin Utta Reich-Schottky unter Tel.: 27 34 01).
Aber auch die „Leche Liga“ – eine weltweite und gemeinnützige Organisation – bietet Müttern Stillberatung im Rahmen von Selbsthilfegruppen an. In Bremen existieren Gruppen in Findorff und Bremen-Nord (Kontakt: Stillberaterin Gitta Hülsmeier unter Tel.: 56 11 83).
Tel.: Die Gruppen der „Leche Liga“ und der „Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen“ arbeiten meist eng mit den Hebammen zusammen – je nach Wohnort „können die Frauen dann entscheiden, in welche Gruppe sie gehen“, sagt Stillberaterin Utta Reich-Schottky. kat
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