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■ Komische kleine Parteien im Wahlkampf: Wer ist eigentlich diese FDP?

Viele kleine Parteien machen sich zur Zeit anheischig, den kleinen Mann von der Straße beziehungsweise die kleine Frau aus „Monika's Hairsalon“ im Berliner Abgeordnetenhaus zu vertreten. Die großen Parteien sind natürlich sauer auf die kleinen. Ziehen sie ins Parlament ein, ist sofort von Weimarer Verhältnissen die Rede, obwohl es zwar viel gegen die Stadt Weimar, aber wenig gegen schnuckelige Kleinparteien zu sagen gibt. Kein Wunder, dass die armen Kleinen da in existenzielle Nöte geraten! Manche wissen – Jean-Paul Sartre lässt grüßen – nicht einmal mehr genau, wer oder was sie eigentlich sind. Beispielsweise die FDP.

Nur wenige haben den Namen dieser Kleinpartei schon einmal irgendwo gehört. Und was sie will, wer dahinter steckt, was die drei Buchstaben wirklich bedeuten, das weiß erst recht niemand. Nicht einmal das „einfache Parteimitglied“, das unter einem blau-gelben Schirm um die Stimmen der Wähler wirbt, „ehrenamtlich, aber nicht umsonst“, wie der Mann hofft.

„Was sind Sie denn für eine Partei?“, möchte man daher – nichts geht über eine gründliche Recherche – von dem jungen Herrn wissen, der bestimmt die Semesterferien seines BWL-Studiums für die gute Sache opfert. „Wir sind die FDP“, antwortet der Freiheitskämpfer zunächst stolz. Doch dann erschüttert die nächste Frage sein Selbstbewusstsein: „Was ist das denn?“ Der Mann kann es kaum glauben, dass der Name des Vereins, dem er sein Leben verschrieben hat, nicht bis zu Volkes Ohr vorgedrungen ist. „Wie lange leben Sie denn schon in Deutschland?“, fragt er ungläubig zurück. Doch einen Ausländerbonus für die FDP gibt es nicht. Deshalb will er es vorsichtshalber noch einmal hören: „Sie haben noch nie etwas von der FDP gehört? Wir sind die Freiheitlichen.“

Freiheitlichen? War da nicht was? Neulich erst in Wien? So aber sieht der Junge doch gar nicht aus! „Sind Sie denn links oder rechts“, will man da gerne wissen, denn Information ist die erste Bürgerpflicht. „Weder noch!“ Triumphierend schleudert er es heraus: „Wir sind weder links noch rechts – wir sind die neue Mitte!“

Da stimmt was nicht. Die neue Mitte, das ist der Schröder! Von der SPD! „Ja, die wollen irgendwie auch neue Mitte sein“, gesteht das „einfache Parteimitglied“ beschämt ein. „Aber eigentlich sind wir das. Wir machen das viel besser als die, wir sind die Freiheitlichen.“ Da bleibt nur noch eine Frage offen. Schafft es die FDP in das Berliner Abgeordnetenhaus? „Ja, also wahrscheinlich schon.“ Wenn die FDP allerdings bisher für etwas bekannt war, dann dafür, nicht in das Berliner Abgeordnetenhaus einzuziehen.

Leichte Verzweiflung macht sich bei den wahlhelfenden Freidemokraten breit. „Aber wissen Sie denn wirklich nicht, wer wir sind? Wir sind zur Zeit im Bundestag in der Opposition, aber wir wollen eigentlich wieder an die Regierung!“ Endlich ist klar, was diese Partei vorhat.

Auch der Spitzenkandidat im Bezirk Prenzlauer Berg, der hurtig herbeihuscht, will weiterhelfen. „Kennen Sie den Westerwelle? Unseren Generalsekretär? Oder Genscher? Kennen Sie Genscher?“ – „Der mit den Ohren?“ – „Ja genau, Genscher, der war FDP.“

FDP-Wähler wissen mehr: Die Freiheitlichen, das ist die Partei mit dem Generalsekretär. Und lustige, bunte Feuerzeuge mit dem Aufdruck F.D.P., den man auch rückwärts lesen kann, was die Sache aber nicht besser macht, verschenkt sie auch noch. Deshalb: Wählen gehen! Denn die FDP will an die Regierung. So viel steht immerhin fest.

Für den Inhalt dieser Wahlwerbesendung ist die FDP verantwortlich. Mitgeschrieben hat

Andreas Spannbauer

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