■ Standbild: Mann mit Masken
„Der diskrete Charme des Hans Magnus Enzensberger“; Mi. 23.25 Uhr, Arte
Ein Fernsehporträt von Hans Magnus Enzensberger aus Anlass seines 70. Geburtstags am 11. November – das hat seinen eigenen Charme. Bekanntlich war es niemand anderes als eben Enzensberger gewesen, der jede Anspruchshaltung an die Glotze im Handstreich entwaffnet hatte.
In einem berühmten Spiegel-Essay sprach er dem Fernsehen jegliche Kommunikationsleistung ab: „Der Zuschauer ist sich völlig im Klaren darüber, dass er es nicht mit einem Kommunikationsmittel zu tun hat, sondern mit einem Mittel zur Verweigerung von Kommunikation.“ Da war es doch interessant zu erfahren, wie sich diese schillerndste Figur des deutschen Intellektuellenbetriebs im „Nullmedium“ (Enzensberger) so macht. Auch wenn der Dichter, Herausgeber und Essayist mit seinen Thesen geschmeidig umzugehen versteht und man einen Fehler beginge, würde man ihn auf jeden seiner Sätze festnageln: Dieses Porträt musste man sehen.
Und? Na, was wohl: Gut machte er sich. War ja auch bei seiner sprühender Intellgenz und seiner spöttischen Abgeklärtheit nicht anders zu erwarten. Nach Belieben zog er alle Register, inszenierte sich mal als in sein schriftstellerischen Tun versunkener Denker, mal als heiterer Dissident unserer Mediengesellschaft, mal als unabhängiger Geist, der sich um seine Wirkung nicht schert und auf seine 68er-Vergangenheit nicht festgenagelt werden will: „Ich bin kein Baum. Ein Baum hat immer einen Standpunkt. Ein Mensch kann sich bewegen.“
Es war durchaus eine höhere Form von Kommunikationsverweigerung, dieHerr E. hier vorführte. Man sah ihm gern dabei zu. Leider war der Filmemacher Ralf Zöller nicht auf gleicher Höhe: Aus dem Off vorgetragene Gedichte unterlegte er mit pathetischen Bildern, und statt den heutigen Enzensberger in all seinen vielen Facetten zu erfassen, spielte er immer wieder Dokumentarmaterial aus den wilden 60ern ein. Was immerhin bleibt, ist Enzensbergers feines Lächeln. Dirk Knipphals
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