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Nachama fordert Tempo

■ Mahnmalsstiftung soll Arbeit aufnehmen. Mitarbeit der Jüdischen Gemeinde denkbar

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, Andreas Nachama, hält seine Mitarbeit in einer Mahnmal-Stiftung beim geplanten Holocaust-Denkmal in Berlin für denkbar. „Ich verschließe mich nicht, wenn es jetzt heißt, wir können Sachverstand einbringen“, sagte Nachama gestern.

Nach dem Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen sollen in dem Stiftungsgremium auch der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Jüdische Gemeinde mitwirken. Nachama bezeichnete es als begrüßenswert, dass die Stiftung „unverzüglich gegründet wird und sofort ihre Arbeit aufnimmt“. Wichtig sei, „dass der kommende 27. Januar als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus nicht noch einmal an dem Denkmal vorbeigeht.“

Während der langjährigen Debatte hatte sich der Termin für die Grundsteinlegung bereits mehrfach verschoben. Den beschmierten Bauzaun um den Denkmalplatz in der Nähe des Brandenburger Tores nannte Nachama einen „unakzeptablen Schandfleck“. Er fahre jeden Tag dort vorbei und es werde immer schlimmer.

Die Vorsitzende des Förderkreises, Lea Rosh, hatte den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) am Wochenende scharf kritisiert. Zu Diepgens Äußerung, der 27. Januar 2000 sei als Termin der Grundsteinlegung nicht zu halten, sagte Rosh: „Das reiht sich ein in die Abwehrversuche, die man von Diepgen bezüglich des Denkmals kennt.“

Unterdessen hat der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main, Salomon Korn, den beschlossenen Entwurf für das Berliner Denkmal als „harmlos“ kritisiert. Er könne sich nicht vorstellen, dass das vorgesehene Stelenfeld des amerikanischen Architekten Peter Eisenman bei künftigen Generationen einen „fortwährenden Eindruck“ hinterlasse. Zudem dürfe das Mahnmal nicht nur einer Opfergruppe gewidmet werden. Ein Denkmal im Land der ehemaligen Täter müsse „tat- und täterzentriert“ sein und an die „Selbstamputation der eigenen Kultur“ erinnern. dpa

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