Still und effektiv

■ Augsburger Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz gilt als hartnäckiger Fahnder

Augsburg (taz) – Interviews und öffentliche Auftritte sind ihm noch immer zuwider. Dabei müsste er sich nach einer Reihe von Aufsehen erregenden Verfahren längst an die Neugier der Medien gewöhnt haben. Doch der Chef der Augsburger Staatsanwaltschaft, Reinhard Nemetz, ist ein Mann des Schweigens, einer der lieber zuhört und nur ungern ein unnötiges Wort verliert. Der 48-jährige Familienvater arbeitet am liebsten im Stillen – was ihm bei der aktuellen Schreiber/Kiep-Affäre nur schwer möglich sein wird.

Auch in der Vergangenheit wurde der Name des gebürtigen Augsburgers immer wieder im Zusammenhang mit spektakulären Fällen genannt: Am tiefsten berührte Nemetz der Mord an der Schülerin Natalie Astner. Er war es, der ihren Mörder zu einem Geständnis bewegen konnte. Auch der Fall des 14 Monate alten krebskranken Jungen Mukarim Emil Maerzke, dessen Eltern ins Ausland geflohen waren, um das Kind nicht schulmedizinisch behandeln zu lassen, lag in der Verantwortung von Nemetz.

Jetzt also die Affäre Schreiber/Kiep, die sich zu einem Politskandal erster Güte entwickeln kann. Seit Jahren jagen die Augsburger Ermittler den Waffenhändler Karlheinz Schreiber. Ins Visier der Staatsanwälte sind dabei so prominente Persönlichkeiten wie Kiep, der frühere Verfassungsschutzpräsident Holger Pfahls, Erich Riedl und Max Strauß, der Sohn des einstigen bayerischen Ministerpräsidenten, geraten.

„Wir ermitteln ohne Ansehen der Person“, kommentiert Nemetz unbeeindruckt. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit sagt er, dass auf seine Verfahren in keiner Weise Einfluss genommen werde. Dass die mitunter abweisende Haltung des Staatsanwalts, der seinen Beruf seit mehr als 20 Jahren ausübt, viele vor den Kopf stößt, scheint Nemetz in keiner Weise zu beeindrucken. Bei seiner Amtseinführung als Oberstaatsanwalt vor ein paar Wochen machte er vor hunderten von Ehrengästen unmissverständlich klar, dass ihm eine konsequente und korrekte Ermittlungsarbeit über alles geht.

Klaus Wittmann