Spitzengenosse im Sold der WIB

■ Der frühere Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Helmut Fechner, war zwei Jahre für die Flughafen-Beraterfirma WIB tätig. 1998 bat er seinen Ex-Chef um eine Wahlkampfspende

Das Beziehungsgeflecht zwischen WIP-Chef Herbert Märtin, der 1998 insgesamt 23.000 Mark an die SPD spendete, und einem früheren SPD-Spitzenfunktionär ist enger als bislang bekannt. Der Treptower SPD-Chef Helmut Fechner, dessen Kreisverband einen Teilbetrag von 5.000 Mark erhielt, war bis Februar 1998 zwei Jahre lang für die Wirtschafts- und Ingenieursgesellschaft WIB tätig.

Die WIB hatte im Zusammenhang mit der geplanten Flughafenprivatisierung diverse Aufträge erhalten. Gegen Märtin ermittelt die Staatsanwaltschaft seit Juli wegen Verdacht auf Betrug.

Mit dem Flughafenprojekt, habe seine Tätigkeit nichts zu tun gehabt, sagte Fechner gestern der taz. „Ich habe ein bestimmtes Projekt begleitet, die Datenverarbeitung für Immobilienmanagement.“ Die Aufgabe habe er drei Monate nach seinem Ausscheiden aus dem Abgeordnetenhaus 1996 übernommen.

In der SPD hat die Märtin-Spende, die in zeitlicher Nähe zur Vergabeentscheidung für den Ausbau des Flughafens Schönefeld floss, kaum für Aufsehen gesorgt. Schließlich sei die Spende ordentlich verbucht worden und legal. „Mit Schmieren hat das nichts zu tun. Das ist eine nette Geste, sich die Menschen gewogen zu halten“, sagte ein führender Genosse gestern. Bei Fechners Tätigkeit für die WIB bleibe allerdings ein „Geschmäckle“.

Fechner war nicht irgendjemand. Er war damals einer der führenden Genossen im Ostteil der Stadt. Als langjähriger parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion gehörte Fechner zum inner circle der Macht. Er hatte beste Kontakte zur Fraktionsspitze und zu den SPD-SenatorInnen – auch zur damaligen Justizsenatorin Lore-Maria Peschel-Gutzeit, die als Aufsichtsratsvorsitzende der Projektplanungsgesellschaft PPS an Entscheidungen über Auftragsvergaben beteiligt war.

„Ich kannte Herrn Märtin, aber woher, weiß ich nicht mehr“, sagte Fechner. Fest steht, dass Märtin im Januar 1995 als Referent zur SPD-Fraktionsklausur in Königslutter eingeladen wurde. Nach Angaben eines damaligen Teilnehmers sollte Märtin der Fraktion, die sich vergeblich für den Flughafenstandort Sperenberg eingesetzt hatte, die Vorzüge des Standortes Schönefeld erläutern.

In SPD-Kreisen wird spekuliert, ob Märtin tatsächlich am Know-How des früheren Robotron-Mitarbeiters Fechner interessiert war oder ob nicht die SPD-Kontakte des Ingenieurökonoms die ausschlaggebende Qualifikation waren. „Manchmal braucht man jemand, der jemand kennt“, beschrieb ein Genosse eine Grundregel des Networking.

Im Bundestagswahlkampf 1998 erinnerte sich Fechner an seinen früheren Chef. Wie viele andere Firmenchefs erhielt Märtin einen „Bettelbrief“ (O-Ton Fechner). Darin beschrieb Fechner, wie die mitgliederschwache Treptower SPD gegen die übermächtige PDS ankämpfe.

Im September 1998 spendete Märtin 5.000 Mark an die Treptower SPD, auch drei weitere rechte Kreisverbände wurden bedacht. Mit dem Flughafen habe das nichts zu tun, meint Fechner. „Es gibt Leute, die haben ein Interesse, den realpolitischen Flügel der SPD zu unterstützen.“ Dorothee Winden