: Gnaden bringende Weihnachtszeit
Mobilität, Peanuts und ein wenig Gnadenbrot ■ Von Gabriele Goettle
Der rigorose Modernisierungsprozess schlägt sich besonders unsanft sowohl auf seine Installateure als auch auf seine Opfer nieder. Politiker wie Pöbel sind gleichermaßen dem Zwang zur vermehrten Flexibilität und Mobilität unterworfen, wenn auch zu qualitativ grundverschiedenen Bedingungen. Die Bedingungen, unter denen der Pöbel sich ins Zeug legen muss, sind nicht nur durch das Fehlen von guten Bezügen und Dienstwagen erschwert, zusätzlich hemmen oft auch Alter, Krankheit und Verschleiß das dynamische Vorankommen. So auch bei Martha, die sich mühsam mit Stock und Einkaufswägelchen vorwärts tastet, und bei Frédéric, dem nach drei Stationen Fahrt der kalte Schweiß auf die Stirn tritt. Um eine der wenigen Stellen, die samstags Frühstück und Mittagessen an Arme ausgibt, zu erreichen, muss der Bedürftige bereit sein, lange Wege zurückzulegen. Für Frédéric, der im Wedding wohnt, sieht das konkret so aus: Um rechtzeitig gegen halb elf Uhr einzutreffen und einen Sitzplatz zu bekommen, verlässt er um neun Uhr das Haus. Da er Umsteigebahnhöfe mit Rolltreppen benutzen muss, bedeutet das, Umwege zu fahren, denn längst nicht alle diese Bahnhöfe haben Rolltreppen oder einen Behindertenfahrstuhl. Auf diese Weise ist er nach mehrmaligem Umsteigen und siebenundzwanzig Stationen endlich am Ziel. Dieses liegt am anderen Ende der Stadt, im Südosten, nahe der ehemaligen Grenze der DDR. Es ist die katholische St. Dominikuskirche, direkt neben dem U-Bahnhof Lipschitzallee, inmitten von Hochhausanlagen und Fußgängerzonen. Diese Hochhaus-Großsiedlung, die so genannte Gropiusstadt, ist, neben dem Märkischen Viertel, eine der beiden berühmt-berüchtigten Berliner Trabantenstädte aus den Sechzigerjahren. Ehemals vor allem für die niederen Einkommensklassen konzipiert, gibt es hier auch heute noch überproportional viele Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Kinderreiche, arme Rentner und Selbstmörder.
Der weite Weg hierher lohnt sich. Das Essen in der Kirche ist gut und reichlich, mit der kleinen Einschränkung, dass die bunten Eintöpfe stets ein wenig zu scharf gewürzt sind für die Mehrzahl der meist magenkranken Besucher. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer halten sich meist hinter ihrem Tresen auf, belegen Brote, kochen Kaffee, sind sehr freundlich und zurückhaltend, was eine entspannte Atmosphäre mit sich bringt. Heute, am letzten Samstag vor Weihnachten, ist der Raum im Souterrain der Kirche bereits um elf Uhr voll besetzt. Inmitten der weihnachtlichen Dekoration liegen Unmengen belegter Brötchen und Brote auf der Theke zur Selbstbedienung bereit, verziert mit Salatblättern und Gurkenscheiben. Auf den Tischen stehen Weihnachtsteller, gefüllt mit Schokolade, Nuss und Mandelkern. Drumherum, zwischen den Tannenzweigen, sinnigerweise viele goldene Schokoladentaler. Frédéric kaut auf einem davon herum und murmelt erbost: „Die verkleben mir ja das ganze Gebiss, mit dem Karamel, das da drin ist!“ Neben dem Antiquar, der einen blaurot geschwollenen Handrücken hat, vom letzten Schwindelanfall und Sturz, sitzt ein älterer untersetzter Mann mit einer auffallend glatten, glänzenden Gesichtshaut, genannt die „Leseratte“. Er ist Ostberliner und hüllt sich meist in Schweigen über seine persönliche Vergangenheit. Heute aber erzählt er ein wenig: „Das muss auch so um Weihnachten herum gewesen sein, als eines Tages Jürgen Kuczynski zu uns in den Betrieb kam ...“ Der Antiquar fragt hinterlistig: „In welchen Betrieb, was war das denn für ein Betrieb?“ Aber die Leseratte reagiert abweisend: „Das tut hier nichts zur Sache, also das war für mich ein großes Erlebnis, wollte ich nur sagen. heimlich nannten ihn ja alle ,Kuschi‘. Er ist 92 Jahre alt geworden und voriges Jahr gestorben.“ – „Falsch!“, ruft der Antiquar, „1997 ist er gestorben.“ Die Leseratte versucht die Stirn zu runzeln und sagt: „Also meines Wissens ... Na, egal, jedenfalls als er bei uns war, im Jahre 1984, da war er Ende siebzig und war noch richtig jugendlich, kann man sagen. Zum Schluss sah er ja ziemlich schmal aus, hatte sich einen Bart wachsen lassen. Wenn man so einen weißen Bart hat, sieht man ja besonders alt aus, jedenfalls hat er damals einen schönen Vortrag gehalten.“ – „Ja worüber denn? Über die Grundfragen!“, wirft der Antiquar ein und versucht eine Nuss zu knacken. „Nein, nein“, fährt die Leseratte unbeirrt fort, „er hat einfach so, ganz locker, über sein Leben gesprochen, also ganz frei über alles Mögliche, auch über geschichtliche Ereignisse. Es war sehr interessant, er hat sogar Fragen beantwortet und es wurde viel gelacht. Daran musste ich gerade denken. Ruth Werner war übrigens auch mal bei uns im Betrieb, sie war ja seine Schwester. Wussten Sie das?“ Der Antiquar aber wendet sich, die Nuss in den Gabenteller zurücklegend, einem gerade ankommenden Besucher zu.
Er nimmt eine seiner Plastiktüten an sich, mit denen er die Stühle zu „besetzen“ pflegt, und sagt erfreut: „Komm, setz dich hierher Kalle!“ Karlheinz, genannt Kalle, ist groß, schlank, Mitte vierzig. Sein Aussehen, seine gewinnende Stimme und seine Umgangsformen wirken auf eine irgendwie professionelle Weise gepflegt und verbindlich. Im früheren Leben war er Anzeigenakquisiteur für eine rheinländische Zeitung, die einging. 1995 zog er vom Rheinland nach Berlin. Er wirkt ein wenig bedrückt, sein zitronengelber Pullover ist makellos. Er lässt sich auf den Stuhl sinken, grüßt in die Runde und sagt seufzend: „Grade hat man mich mal wieder erwischt bei der Beförderungserschleichung. Ich dachte es mir fast schon, als ich eingestiegen bin. Soll ich, soll ich nicht? Lange Strecke, das könnte schief gehen – aber es ist andererseits Samstag, da kommt keiner ...“ – „Vor Weihnachten grade“, sagt Frédéric und kaut immer noch auf seinem Goldtaler herum. „Warum kaufst du dir denn keine Monatskarte, du kriegst doch Sozialhilfe?“, fragt der Antiquar streng. Kalle ruft empört aus: „Ich bekomme nichts, absolut nichts! Ich bekomme seit eineinhalb Jahren gar nichts. Davor bekam ich fließend über ein Jahr lang, ohne jedes Problem, bis zu diesem bestimmten Moment, dem 30. 6. Von da ab, gestrichen, aus! Ohne stimmige Begründung. Eine Willkürmaßnahme! Ich kann nachweisen, dass ich alle Auflagen bezüglich Bewerbungen usw. vollständig erfüllt habe ...“ Die Leseratte blättert in der Berliner Zeitung, die hier ausliegt, neben Tagesspiegel und B.Z., hüstelt und sagt: „Gegen solche Entscheidungen musst du sofort Rechtsmittel einlegen!“ Kalle sagt: „Ich hatte genug, man will sich ja nicht unentwegt demütigen lassen, lieber versuche ich mich irgendwie durchzuschlagen, sagte ich mir. Aber es ist mir nicht so recht gelungen, muss ich sagen. Aber vielleicht kommen die Dinge jetzt wieder ins Lot. Bei mir war eine Wohnungsbegehung, endlich. Sie haben die Räumlichkeiten besichtigt und sich doch sehr gewundert, wie ein Mensch, über dreieinhalb Jahre fast, so hausen kann. Ohne Gas, ohne Wasser, ohne Licht, Klo auf halber Treppe. Gänzlich primitiv. Besonders seit sie mir die Wohnung aufgebrochen und die wenigen guten Sachen auch noch rausgestohlen haben. Und auch der bauliche Zustand. Wenn jemand über mir auf den Speicher geht, dann rieselt es von meiner Decke. In der ganzen Wohnung ist nur ein einziger Kachelofen. Der allerdings – sobald ich was zum Heizen finde – zieht sehr gut und wärmt. Ich wohne am Prenzlauer Berg, gleich gegenüber vom Wasserturm, in einem heruntergekommenen Haus ... leider hab ich keinen Blick auf den Turm, ich wohne Hinterhaus im dritten. In der Gegend stehen Obstkisten und Holzpaletten nicht lange auf der Straße, und Zeitung kommt ja schon lange keine mehr. Womit nun heizen? Aber ich bin ja den ganzen Tag unterwegs, zwangsläufig, und ich sage mir, zum Glück habe ich wenigstens noch die Wohnung. Normalerweise wirft einen der Hauseigentümer ja raus, nach drei bis vier Monaten Mietschulden, und ich bezahle jetzt schon seit 18 Monaten nicht. Aber es sind ja nur 160 Mark Miete, das kann der Eigentümer wohl verschmerzen. Er hat sechs oder sieben große Gebäudekomplexe hier in Berlin, da geht es um andere Summen.“
„Ach ja, zum Stichwort ,andere Summen‘, ich hab euch was mitgebracht“, ruft der Antiquar erregt und kramt in seinem Fluggepäck, das er neuerdings mit sich führt. Er zieht ein Büschel leicht zerknickter, gefalteter Seiten heraus: „Das habe ich extra kopiert, weil es unter die Leute muss!“, sagt er zufrieden und verteilt die Kopien, „es handelt sich um eine Aufstellung der jeweiligen Weihnachtsgelder, die unsere Politiker beziehen!“ Der ansonsten bis zur Pfennigfuchserei geizige Antiquar ist stolz: „11.506,96 Mark Weihnachtsgeld pro Bundestagsabgeordneter!“ – „Das ist ne ganze Menge!“, sagt Kalle und lacht nervös. „Ja“, kichert der Antiquar, „und sogar ganze 24.822 Mark rafft der Bundeskanzler an Weihnachtsgeld aus unseren angeblich leeren Kassen!“ Bollweber kommt und nimmt den Platz der Leseratte ein, die sich verabschiedet. Er geht erstaunlich aufrecht, trägt eine amerikanische Schildmütze aus beigem Leinen, eine braune Lederjacke, offenen Hemdkragen und helle Leinenhosen. „O, heute mit Deko?“, bemerkt er ironisch und hängt sich einen roten Weihnachtsstern an die Brusttasche, „ein Mann braucht Auszeichnungen.“ Der Antiquar hält ihm eine Kopie hin: „Jetzt sag, was hast du an Weihnachtsgeld bekommen, Roland?“ Einer der ehrenamtlichen Helfer bietet dem Neuankömmling belegte Brote an, doch Bollweber lehnt heftig ab: „Danke, ich hab heute schon gebruncht“, greift dann nach den Goldtalern und lässt sie durch die Finger rollen. „Weihnachtsgeld? Das ist schon weg! 125 Mark waren es.“ – „Da kannst du mal sehen, unser Bundeskanzler hat das Weihnachtsgeld von 200 Sozialhilfeempfängern für sich alleine eingesackt“, rechnet der Antiquar mit geschlossenen Augen. Bollweber winkt ab. „Das ist doch nichts Neues, das ist doch bekannt. Sowas interessiert mich nicht! Ich glaube, ich nehme doch mal ein, zwei von den Schinkenbroten.“ Er steht auf und wählt am Tresen aus. Der Antiquar, der sich schließlich die Mühe gemacht hat, will das Feuerchen nicht so schnell verglimmen lassen und fragt Martha, die mit dem Rücken zu uns am Nebentisch sitzt, was sie an Rente bezieht.
Martha ist Ende siebzig, klein, rundlich, stammt aus der Pfalz und spricht wenig. Wenn sie spricht, dann mit langsamer Nachdenklichkeit und pfälzischem Dialekt. Vor nicht gar so langer Zeit sah man sie stets mit schwarz gefärbtem, mädchenhaft geschnittenem Haar. Eines Tages war sie verschwunden, was niemandem weiter auffiel. Vor kurzem tauchte sie ebenso unbemerkt wieder auf, saß sehr verändert, klein und mausbescheiden da. Das Haar trägt sie nun weiß, wirr, ungeschnitten und ungewaschen unter ihrer Mütze. Die lange blaue Strickjacke ist ausgefranst am Bund, und ihre Augen sind nicht mehr so klar wie ehedem, sondern trübe und blicklos. Sie hält die Hand ans Ohr, während sie sich zum Antiquar umdreht. Der wiederholt seine Frage. „Ah, ich hör so schlecht seit einer Weile, ja ... also ich bekomme so um die 900 Mark monatlich“, antwortet Martha und hält nun die Hände, nach Art der alten Frauen, mit nach oben gerichteten Handflächen im Schoß ineinandergelegt. Bollweber lacht verächtlich und ruft aus: „Ach, das sind doch Peanuts!“ Der Antiquar kichert erheitert, lässt aber nicht locker und rechnet der etwas verwirrten Martha vor: „Also, wenn Sie 900 Mark im Monat bekommen, dann sind das im Jahr 10.800 Mark...“ – „Diesmal war’s ein wenig mehr“, sagt Martha, besorgt um die Richtigkeit der Rechnung, „aber nur wegen Weihnachten!“ – „Das können wir vernachlässigen“, stößt der von Lachen geschüttelte Antiquar hervor. „Nein, nein!“, widerspricht Martha, „das waren 125 Mark. Mit dem Geld muss man es genau nehmen.“ Der Antiquar schluchzt auf: „Aber wir nehmen es ja genau! Unser Bundeskanzler hat auch Weihnachtsgeld bekommen! Und das ist mehr als doppelt so hoch wie Ihre Rente in einem Jahr. 24.822 Mark, was sagen Sie dazu, Martha?“ – „Peanuts!“, ruft Bollweber aus und zerdrückt kraftvoll zwei Walnüsse zwischen seinen Händen. Martha sagt ohne jede Emotion: „Was soll ich dazu sagen, zu solchen unvorstellbaren Summen? Ich bin schon froh, wenn ich mein Sparbuch zurückkriege, weil’s nämlich die Polizei beschlagnahmt hat.“ Der Antiquar, heute in klassenkämpferischer Stimmung, fragt nach und Martha setzt zu einer ungewöhnlich langen Erzählung der Ereignisse an:
„Die haben meine ganze Wohnung durchsucht, die von der Polizei, alle Schubladen und Fächer aufgemacht, im Schrank nachgeschaut. Dabei haben sie mein Sparbuch gefunden und beschlagnahmt. Das muss ich mir jetzt wieder abholen gehen. Es ist alles gekommen, weil ich plötzlich weg war und keine Mietzahlungen mehr eingegangen sind bei der Hausverwaltung. Ich bin dann als vermisst gemeldet worden. Und da ist die Kriminalpolizei in meine Wohnung und hat alles durcheinandergeworfen und durchsucht, aber nichts auf seinen Platz zurückgelegt. Es war nämlich so, einmal geh ich zur Bank, da sagen mir die, es ist leider nichts mehr drauf auf Ihrem Konto, also haben wir auch die Daueraufträge nicht überweisen können. Ich musste die Mahngebühren bezahlen. Damals habe ich so einen Schreck gekriegt, da habe ich die Daueraufträge gekündigt und hab das dann wieder selbst gemacht, jeden Monat, damit ich den besseren Überblick habe, was ich an Geld noch verbrauchen kann. Also so ist es gekommen, dass die Mietzahlungen ausgeblieben sind von mir, weil ich ja ins Krankenhaus gekommen bin für ein halbes Jahr. Aber ich habe dem Vermieter vom Krankenhaus aus geschrieben, dass er alles bekommt, bis auf den Pfennig, sobald ich wieder gehen kann. Ich schreibe immer, weil ich das mit den modernen Kartentelefonen nicht verstehen kann. Mein Brief ist anscheinend nicht angekommen.“ Marthas schlaffe Bäckchen haben sich rosig verfärbt, Bollweber hat ihr Kaffee und Milch nachgeschenkt und der Antiquar, der als Hypochonder jederzeit an Krankheiten aller Art interessiert ist, fragt: „Was hatten Sie denn für eine Krankheit, dass sie so lange im Krankenhaus liegen mussten?“ Frédéric, der selbst genug Krankheiten hat, erhebt sich und murmelt: „Ich geh mal rüber ins Raucherzimmer.“ Kalle ist Nichtraucher, er greift zur Zeitung und lässt Bollweber die Wahl zwischen dem hinteren oder dem vorderen Teil. „Ich lese nichts mehr, danke!“, sagt Bollweber, „schon gar nicht Zeitung. Ich bin ein reiner Radiohörer, ein Ohrenmensch. Und wenn ich lese, dann lese ich nur Wittgenstein. Seit ich auf den Kopf gefallen bin, und das war in meiner Jugend, kann ich mir vieles nicht mehr merken. Seitdem lese ich nur noch Wittgenstein. Der war nämlich eine chaotische Persönlichkeit, genau wie ich, deshalb sind mir seine Gedankensprünge auch nicht fremd. Hochbegabt ist der Mann gewesen. Schon in der Kindheit hat er eine Nähmaschine aus Streichhölzern gebaut, sogar ein bisschen nähen konnte er damit. Ha ja!“ Der Antiquar ist hin und her gerissen. Martha schaut ungläubig, sagt dann zögernd: „Ganz aus Streichhölzern? Wie soll denn das funktionieren? Ich hab auch mal genäht, früher, in einer Textilfabrik...“
Der Antiquar fragt noch mal nach der Krankheit, bevor das Thema abhanden kommt. Marthas Gesichtszüge hellen sich auf: „Das waren drei Krankheiten hintereinander. Drei verschiedene Krankheiten. Kaum war die eine etwas gebessert, hat die nächste angefangen. Das war so. Ich habe ja diese Fastenkur gemacht, damals, da hat mein Arzt auf einmal gesagt, mit den Harnsäurewerten stimmt was nicht, und da hat er mir ein Medikament verschrieben. Seit ich das genommen habe, hab ich mich immer schlechter gefühlt. Die Augen sind immer schlechter geworden und das Ganze ist angeschwollen, rund um meine Augen herum. Dann das Gesicht, die Hände. Ich hab da einen Bekannten getroffen, der hat gesagt, ich kenn Sie gar nicht mehr, das Gesicht ist ganz anders geworden, die Farben, das stimmt alles gar nicht mehr, Sie sind mir ganz fremd. Da habe ich einen Schrecken bekommen. Eigentlich wollte ich ja in meine Heimatstadt fahren, zu einem Klassentreffen, aber jetzt dachte ich, besser gehe ich ins Krankenhaus. Aber vorher musste ich noch dringend zur Post, was erledigen, und wie ich auf der Mittelinsel stehe und warte, dass Grün kommt, da ist das mit einem Mal so schlimm gewesen mit mir, dass mich ein Herr angesprochen hat, ob’s mir nicht gut ist. Ich sagte, ich schaff das nicht mehr, beim besten Willen nicht. Und er hat einen Krankenwagen gerufen, und die haben mich ins Urban-Krankenhaus gebracht mit Blaulicht. Noch am selben Abend bin ich ins Krankenhaus nach Neukölln verlegt worden, weil’s eine schwere Allergie war. Dort haben sie gesagt, gut, dass Sie noch rechtzeitig Hilfe gesucht haben, das war der letzte Moment. Bei der Entlassung haben sie dann gesagt, warum. Ich hätte sonst mein Augenlicht verloren. Da hat nicht viel gefehlt. Es war sehr schlimm, diese Zeit, ich war außen und innen wie verbrannt, alles nur rot und entzündet. Ich habe viele große Schmerzen gehabt. Auch der Magen hat nichts annehmen wollen, nicht mal trockenes Vollkornbrot, wo ich das doch sonst immer so gerne esse. Ich konnte nur Flüssiges zu mir nehmen. Dann wurde es besser. Kaum war es besser, da ging es plötzlich mit dem Rücken los. Ich konnte mit diesem Fuß nicht mehr auftreten. Das war, wie wenn jemand mit eisernen Fäusten gegen meine Wirbelsäule haut. Ich habe geschrien vor Schmerz. Die Nachtschwester hat geschimpft mit mir, ich soll nicht so laut sein, so früh am Morgen. Und ich hab gesagt, ich kann nichts dafür, der Schmerz ist zu stark. Dann haben sie wieder herumgesucht, aber die Krankengymnastik war noch schlimmer. Der Orthopäde hat mich dann auf seine Station genommen, weil da die Wirbelsäule besser gepflegt werden kann. Erst wurde alles geröntgt, dann haben sie mich auf so ein Brett geschnallt, Übungen sollte ich da machen, aber ich hatte Angst, dass ich aufs Gesicht falle. Nein, haben sie gesagt, das muss sein. Nachher hab ich es dann heimlich etwas zurückgestellt. Später haben sie mir ein Korsett angefertigt zur Unterstützung der Wirbelsäule, und auch die Sohlen wurden etwas erhöht von meinen Schuhen ... Ach ja, und den Stock hier hat man mir gegeben, weil ich ihnen ja gesagt habe, wenn sie mich entlassen, muss ich gehen können, denn ich habe ja Außenklo, das muss ich erreichen können. Anfangs habe ich mich richtig am Treppengeländer hochgezogen bis zu meiner Wohnungstür. Ich hab ja keinen Menschen, der mir mal hilft, seit die junge Nachbarin weggezogen ist. Bücken kann ich mich auch schlecht mit dem Korsett. Aber ich muss ja noch die dritte Krankheit sagen, das war eine Venenentzündung. Sie haben gemeint, dass es vom langen Liegen kommt. Jeden Tag muss ich mir die Beine frisch wickeln. Ich hab jetzt meine BVG-Seniorenkarte gekauft, eine Jahreskarte, und ich hab gedacht, dass ich mit etwa 760 Mark reiche, aber es hat mich fast 100 Mark mehr gekostet, weil ich ja jetzt das Dings ... das ABC-Netz brauche, wo doch die Suppenküchen und alles oft weit draußen sind. Den Theosophen hab ich auch geschrieben, dass ich bald wieder komme, wenn ich besser auf den Beinen bin, und den Rosenkreuzern habe ich das auch mitgeteilt – ach ja, ich gehe ja auch noch manchmal zu den Sufis, dahin habe ich auch geschrieben.“ Es ist nun der Antiquar, der um seine Fassung ringt, doch bevor er sie wiedergewinnt, wird der Festtagsbraten ausgeteilt, was die allgemeine Aufmerksamkeit entsprechend fesselt.
Frédéric blickt erwartungsfroh dem Teller entgegen, der ihm gereicht wird. Ein halbes Brathähnchen liegt darauf und eine kleine Portion Kartoffelsalat mit Dill. Kalle sagt: „Danke, sehr freundlich“, auch Martha nimmt ihren Teller lächelnd entgegen, schiebt aber das Geflügel ganz an den Rand und fragt den Antiquar: „Ich bin Vegetarierin, möchten Sie es vielleicht haben?“ Er nickt etwas zögernd und gibt es an Frédéric weiter, der für solche Fälle stets eine Rolle kleiner Plastiktüten mit sich führt. „Sie müssen aber was essen“, sagt Bollweber, erhebt sich und kommt mit einer größeren Portion Kartoffelsalat und etwas Gurke zurück, Kalle hat von irgendwoher noch zwei Käsebrote organisiert. Martha macht abwehrende Handbewegungen. Doch bald essen alle, die Knochen türmen sich in der Tischmitte und Frédéric bemerkt träumerisch: „Bei uns in Frankreich kriegen die Armen ein Quart Rotwein zum Essen...“ Bollweber leckt sich zierlich die Finger und sagt: „Monsieur müssen sich schon mit diesem teutonischen Hahn zufrieden geben. Wein gibt’s hier nur à la carte! Oder du musst in die Galerien gehen. Da hört man neuerdings dauernd, hier kriegen Sie den gleichen Wein, wie ihn der Bundeskanzler trinkt, irgendeinen Beaujolais. Mir schmeckt er nicht. Ich mache mit dem Velo einen großen Bogen um diese Leute, auch ums Regierungsviertel, da besteht Lebensgefahr, dauernd kommt irgendwas mit Blaulicht angebraust, und wenn man nicht gleich in den Rinnstein auweicht, dann machen sie Gesichter wie die Basilisken. Na ja! Johannes Rau hat bei mir Hausverbot! Bei mir gilt rings ums Haus die Bannmeile. Ich habe außerdem bereits die Zimmerflak installiert. Am 15. sollte ich ja raus. Zwangsräumung.“ Der Antiquar fragt zwischen zwei Bissen: „Schon wieder? Sie haben dich doch eben erst aus der Pariser zwangsgeräumt. Warum geben sie dir nicht endlich eine kleine Fabriketage statt immer eine neue Wohnung. Du bist nicht wohnfähig!“ Bollweber sagt: „Mir egal. Ich kann jederzeit meine Wohnung verlassen, ich hab Kreide, Mundharmonika und Butterbrot in der Tasche, mehr brauche ich nicht. Und für den ,kleinen Hunger zwischendurch‘ gibt’s in dieser Jahreszeit ja überall gut gefüllte Vogelhäuschen. Da sind sogar jetzt immer Kürbiskerne mit untergemischt, die sind gut für die Prostata. Aber bis jetzt bin ich ja immer noch drin in meiner Wohnung, und der Wasserschaden ist längst getrocknet.“ – „Wasserschaden?“, fragt Kalle. Bollweber macht eine abwehrende Handbewegung: „Ach was, meine Nachbarin hat bei mir im Arbeitsraum, im Boudoir, im Bad und in der Küche die Lamperien geschrubbt – wie sie darauf gekommen ist, weiß ich auch nicht –, sie sagte immer nur: ,Das heißt nicht umsonst Scheuerleiste!‘, was sollte ich machen, dafür hat sie zwei Tage gebraucht. Daraufhin kamen die Klagen von unten, und etwas später kamen zwei Handwerker mit einem Eimer und einem Herrn Greuel von der Hausverwaltung...“ Dem Antiquar stehen die Tränen in den Augen vor Lachen . Bollweber sagt scharf: „Monsieur, das ist kein Witz. Die Konsequenzen sind ernst genug!“ Der Antiquar stellt sofort das Lachen ein und wischt sich mit dem etwas fettigen Handrücken übers Gesicht. „Hier, sie können Ihre Hände an meiner Lederjacke reinigen. Sie braucht Fett, sonst wird sie brüchig“, bietet Bollweber an. „Jedenfalls standen diese Leute plötzlich vor meiner Wohnung, ich mache natürlich nicht jedesmal auf, wenn’s klingelt. Ich hab ein Donnerwetter losgelassen, war halb nackt. Herr Greuel sagte, ich muss raus, weil die Wand bemalt ist, weil ich den Boden beschädigt habe durch Bewässerung. Ich sagte, bitte regeln Sie das mit dem Gericht und nicht mit mir, und warf sie raus.“ – „Schrecklich!“, ruft Kalle, „hoffentlich lassen sie dich erst mal bis nach Neujahr in Ruhe, und wer weiß, zur Jahrtausendwende soll ja vielleicht ohnehin alles abstürzen, dann haben wir alle null Strom, null Gas, null Telefon und keine Computerprogramme.“
Bollweber holt aus seiner Brusttasche mehrere gefaltete Rechnungen und wirft sie zu dem Knochenberg in der Tischmitte: „Mir kann nichts passieren, absolut nichts. Sie haben mir alles abgesperrt: Strom, Gas, Telefon. Da liegen die Mahnungen, bedienen Sie sich, meine Herrschaften!“ „Danke“, ruft Kalle animiert aus, „wir haben schon! Von mir kann ich noch ein abgestelltes Wasser dazu legen.“ Der Antiquar sagt: „Aber das müsste doch eigentlich das Sozialamt übernehmen, die Differenz in den Jahresendabrechnungen, das geht doch nie ganz auf!“ – „Nein, nix da!“, widerspricht Bollweber, „und das ist ja noch nicht alles. Das Absperren der Zähler kostet 85 Mark, und die Wiederinbetriebnahme, falls du jemals deine Rechnung bezahlst, die kostet dann noch mal 103 Mark.“ Kalle sagt: „Ja eben, ja eben. Wir sind schon eine illustre Gesellschaft hier. Aber die anderen sind auch nicht normal. Neulich zum Beispiel, da habe ich – weil ich ja keinen Strom habe und zu Hause nicht ewig im Dunkeln sitzen kann – den Pfarrer Döbeling in der City-Station um ein paar Kerzen gebeten. Er brachte mir drei so kleine, heruntergebrannte Stümpfe. Die habe ich aufgehoben, ich kann sie euch zeigen. Kerzen, das ist so ein Problem.“
Bollweber greift in seine Hosentasche und reicht ihm ein Teelicht: „Kerzen? Das ist kein Problem. Da gehst du in die nächstbeste Kirche, gleich nach vorn zum Altar. Da findest du schöne große Kerzen, die lange brennen.“ Kalle winkt dankend ab: „Also weißt du! Diebstahl und dann auch noch in einer Kirche. Das ist ja auch keine Lösung.“ Der Antiquar bekommt diesen merkwürdig fuchsartigen Ausdruck und rät: „Ich habe die Lösung! Du kannst ja das Nachbarhaus anstecken, dann hast du Licht und Wärme.“ Bollweber lacht animiert, doch Kalle sagt ernst: „Nein, ich bin ein ganz und gar friedlicher Mensch, ich will nur mein Recht erkämpfen, aber mit gewaltfreien Mitteln.“ – „Da siehst du’s, es ist doch wahr: Das Lumpenproletariat ist das am wenigsten revolutionäre Element der Arbeiterklasse. Karl Marx.“ – „Darauf einen Asbach Uralt!“, ruft Bollweber vergnügt, Frédéric erhebt sich mit schmerzlichem Gesichtsausdruck, sagt „Ich muss mir jetzt meinen Leistenbruch reindrücken!“ und geht. „Ihr habt gut lachen. Ich muss vorsichtig sein“, wendet Kalle ein, „mich hat man unlängst übel verleumdet beim Amt. Jemand, ich weiß nicht wer, angeblich anonym, hat den Sachbearbeitern hinterbracht, ich sei aggressiv und unkontrolliert gewalttätig, eine Gefahr für die Öffentlichkeit. Und das mir, der ich ausgesprochen harmoniesüchtig und friedvoll bin. Jeder, der mich kennt, weiß das. Diese Verleumdung hatte Folgen für mich. Man hat mich aufgefordert, beim Sozialpsychiatrischen Dienst vorzusprechen...“ „Das kenne ich“, wirft Bollweber ein. „Man hat mir sogar nahe gelegt“, fährt Kalle fort, „in eine therapeutische Wohngemeinschaft einzuziehen. Was heißt nahe gelegt, erpresst hat man mich, nämlich damit, dass sie mir sagten, dann bekäme ich auch wieder problemlos mein Geld.“ Bollweber rät: „Mach das bloß nicht. Die behalten dein ganzes Geld dort ein. Mit mir hat man das auch mal versucht. Ich bin gleich wieder gegangen.“ – „Nein, nein“, ruft Kalle aus, „ich bleibe in meiner Wohnung, lasse nicht locker, bis die Mittel wieder flüssig gemacht werden, die mir von Rechts wegen zustehen. Das ist doch kein Zustand so. Bedenkt bitte, ich kann nicht mal meinem Sohn ein Weihnachtsgeschenk kaufen!“ – „Du hast Familie?“, fragt der Antiquar ungläubig. „Hatte, hatte“, sagt Kalle, „ich bin geschieden, seit vielen Jahren. Meine Frau hatte meinen besten Freund vorgezogen“, sagt er bitter und fügt nach einer winzigen Pause mit leiser Genugtuung hinzu, „im Laufe der Jahre hat er ihr fünf weitere Kinder gemacht. Heute ist er schwer krank, alle leben von Sozialhilfe. Er war in der Holz verarbeitenden Industrie beschäftigt und zog sich eine chronische Holzschutzmittelvergiftung zu.“ Der Antiquar zeigt sich aufs Äußerste amüsiert und kichert: „Es gibt doch noch Gerechtigkeit.“ Aber Kalle fährt unbeirrt fort: „Es lässt mich kalt. Mit dieser Phase meines Lebens habe ich abgeschlossen. Was mich beschäftigt, ist meine jetzige Situation, die Verleumdungen, das alles. Ich kann ja jederzeit Zeugen beibringen – auch euch, hoffe ich – und aus dem ,Warmen Otto‘, sogar die Kinder vom Bahnhof Zoo können mir bestätigen, dass ich ein friedliebender Mensch bin und stets hilfsbereit...“ – „Ja, das stimmt“, sagt Martha, die ein Weilchen gedöst hatte, mit müder Stimme. „Eben!“, ruft Kalle feurig, „und jeder, der mich kennt, weiß auch, dass ich in keiner Weise bedrohlich oder gar gewalttätig bin.“ Der Antiquar hüstelt und bemerkt: „Das ist doch kein Beweis, die Serienmörder sind auch immer ganz unauffällige, friedliche Nachbarn.“ Kalle schaut dem Antiquar prüfend ins Auge, um zu sehen, ob er es ernst meint, und entschließt sich dann: „So gesehen... Niemand kann so recht wissen, was für Abgründe in einem schlummern. Nur, noch ist ja nichts geschehen“, und wieder ernst werdend, „behauptet wird aber das Gegenteil, und dagegen muss ich doch vorgehen. Ich lass mich doch nicht zum gefährlichen Psychopathen machen!“ Bollweber lüftet kurz seine Mütze, fächelt sich etwas Luft zu und sagt: „Ja, warum denn eigentlich nicht? Als Psychopath bist du immer undercover. Ich kenne die wunderbarsten Psychopathen...“ – „Ich bin auch eine abnorme Persönlichkeit, das hat mir der Arzt bescheinigt“, ruft der Antiquar, doch Kalle erhebt sich lachend: „Ihr nehmt nichts ernst, deshalb verlasse ich euch jetzt.“ Er gibt jedem die Hand, auch Martha, die er aus einem leichten Schlummer aufschreckt, und geht.
Martha fragt: „Ist es schon zu Ende, müssen wir schon gehen?“ „Nein“, sagt der Antiquar, „aber mal was anderes, was ich Sie noch fragen wollte, was haben Sie denn mal gearbeitet, Martha, haben Sie Familie, Kinder?“ Martha reibt sich die Augen und antwortet: „Ja, ich war mal verheiratet, aber die Ehe wurde geschieden, noch bevor der Mann tot war, Kinder sind auch da, aber die leben in der Pfalz, der Kontakt ist momentan nicht so. Ich kann da nichts machen. Ich hab meinen Teil der Aufgabe erfüllt, und wenn ich mal nicht mehr da bin, wird das, was da ist, gerecht verteilt. Ich hab ja nicht viel, obwohl ich immer schwer gearbeitet habe. Zuerst bei der Bahn und Ende 1960, da haben sie in Berlin Arbeitskräfte gesucht, da bin ich ganz allein hierher und hab Arbeit bekommen in einer Mantelfabrik. Zwei, drei Nähte nähen, dann wurde es nach hinten weitergegeben. Auf einmal gab’s Probleme mit dem Weihnachtsgeld, und etwas später sind sie dann in Konkurs gegangen. Anschließend hab ich Gott sei Dank wieder Arbeit gefunden, in der Spinnstoff-Fabrik in Zehlendorf. Dort war ich zehn Jahre, aber die Löhne für uns Frauen, die waren ja nicht so, damals. Dann sind die auch in Konkurs gegangen. Dann hab ich gehört, in der Kaserne suchen sie Arbeitskräfte, und bin hin ins Büro. Da hab ich bald anfangen können, in der Küche. Das war eine französische Kaserne, und die haben immer so viel gegessen, aus dem Grill. Es war eine schwere Arbeit, immer die großen Roste hin und her heben, das war alles voll Fett und angelegt. Da hab ich auch fast zehn Jahre gearbeitet, und am Schluss hab ich gedacht, jetzt schaffe ich das nicht mehr, die schwere Arbeit. Aber ich hab noch ein Jahr weitergemacht. Ich musste ja, wegen der Rente. Das ist mir so schwer gefallen, jeden Tag mit den Schmerzen. Trotzdem habe ich dann nur eine ganz kleine Rente bekommen, leider. Deswegen komme ich ja auch her.“
Der Antiquar hat ihr aufmerksam und vorgebeugt zugehört und fragt: „Und was ist mit den Sufis?“ Martha lacht verlegen: „Ach, das war nichts weiter, das war alles so ein Zufall, dass ich mich mit der Esoterik beschäftigt habe. Ich hab da mal so ein Plakat gesehen, von den Rosenkreuzern, da bin ich hin. So hat das angefangen. Ich war ja so viel alleine, die ganze Zeit, und dort waren andere auch noch, ich hab den Vorträgen zugehört. Die haben mich dann auch zu den anderen mitgenommen. Das findet im kleinen Kreis statt, in einer Privatwohnung. Am Anfang waren es zehn Leute, jetzt sind es nur noch vier. Aber ich war ja jetzt lange nicht mehr da.“
Alle erheben sich, um die Weihnachtsbeutel zum Abschied in Empfang zu nehmen. Auch die Frauen bekommen neben Zahnbürsten, Obst und Zahnpasta Einmalrasierer und Rasierseife.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen