Kommentar: Vorfreude
■ Warum Rot-Grün Kiel durchaus Anlässe für politische Hoffnungen bietet
Morgen wird in Kiel zum zweiten Mal eine rot-grüne Landesregierung ins Amt gehoben; und allen, die sich darüber freuen können, sei dies gegönnt. Zum Beispiel darüber, dass Heide Simonis wieder Ministerpräsidentin wird und nicht ein Reaktionär wie Volker Rühe. Denn im Grundsatz heißt das: Reformen sind nicht nur nötig, sie sind auch möglich.
Und nicht ganz zu Unrecht mag mensch speziell auf zwei Fortschritte hoffen: Mit Anne Lütkes dürfte mehr Frauenpower ins Kabinett einziehen, und zusammen mit Klaus Müller könnte sie dafür sorgen, dass die Politik im Norden auch grüne Akzente erhält. Denn an diesen hat es bislang reichlich gemangelt. Das allerdings ist weder die Schuld der WählerInnen noch der Sozialdemokratie.
Ihre Blässe in der ersten Koalition haben sich die Grünen – programmatisch wie personell – selbst zuzuschreiben. Wer geglaubt hatte, mit einem Vize-Regierungschef Steenblock ein Gegengewicht zu einer Vollblutpolitikerin wie Simonis bilden zu können, träumte. Und wer dachte, mit regionaler Verweigerungshaltung in der Verkehrspolitik reüssieren zu können, ignorierte zehn Jahre nordeuropäischer Entwicklungen.
Zunächst sollten die Grünen im Norden mal ihr Jammern einstellen und stattdessen ihrem eklatanten Mangel an Ideen und Konzepten abhelfen. Dann gibts hoffentlich noch ein paar mehr Gründe zur Freude. Und am Ende werden sie sogar – kein Ding ist unmöglich – in fünf Jahren wiedergewählt. Weil sie was zu Stande gebracht haben.
Sowas soll ja vorkommen.
Sven-Michael Veit
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