: „Umso wichtiger, jetzt weiterzumachen“
Trotz Drohungen findet Bündnis gegen Neonazis in Elmshorn weiter Zulauf ■ Von Peter Müller
Farbanschläge auf das Elmshorner IG Metall-Büro, 300 zerstörte Plakate, zerbrochene Scheiben in Läden und bei der Bürgermeisterin, Neonazi-Schmiereien an Schulen, Drohbriefe an GewerkschafterInnen und zuletzt die Morddrohung gegen IG Metall-Chef Uwe Zabel: Trotz des seit Anfang des Jahres andauernden Neonazi-Terrors in Elmshorn zeigt das „Bündnis gegen Neonazis“ weiterhin mit der Plakataktion „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen – keine Toleranz den Neonazis“ Flagge gegen rechte Gewalt. „Jetzt ist es umso wichtiger weiterzumachen“, sagt SPD-Bürgermeisterin Brigitte Fronzek, Schirmherrin der Aktion.
Die Einschüchterungsversuche haben ihr Ziel sichtlich verfehlt. Unter der Neuauflage des bislang einzigartigen Bündnis-Plakates – das von etlichen Unternehmensleitungen und Betriebsräten gemeinsam unterzeichnet wurde – werden weitere 40 Verbände und Institutionen stehen – Firmen, Sportvereine, Parteien, Gewerkschaften, Geschäfte und Musikbands. Uwe Zabel: „Es haben Firmen unterschrieben, von denen ich es wirklich nicht erwartet hätte.“
Aufgrund des vom Landrat in Pinneberg nicht verbotenen Elmshorner Neonazi-Aufmarsches im Februar hat sich das Bündnis nun auf das Kreisgebiet ausgeweitet. Zum 1. Mai wird ein Double des Elmshorner Plakats auch für den „Kreis Pinneberg“ erscheinen, das von Bürgermeistern in der Region sowie etlichen Firmen und Verbänden unterzeichnet worden ist.
Nach den Urhebern des Steckbriefes gegen Zabel („10.000 Mark Belohnung – tot oder lebendig“) wird noch gefahndet. „Wir ermitteln in eine bestimmte Zielrichtung“, so eine Itzehoer Staatsschützerin zur taz. Die zunehmende rechte Gewalt, deren Zentrum in Hamburg und Umgebung liegt, haben die Gewerkschaften wachgerüttelt. Mit der Infoschrift „Jetzt handeln!“ klären derzeit die IG Metall Bezirk Küste, die ÖTV-Nord und die DGB-Jugend über das Netzwerk der Neonazi-Szene auf und fordern von Staat und Justiz Konsequenzen.
Der für Ostersamstag angemeldete militante Neonziaufmarsch in Tostedt ist gestern verboten worden. Polizeisprecher Jürgen Ha-cker: „Wir bereiten uns darauf vor, das Verbot durchzusetzen.“ Und auch einefür den „Führergeburtstag“ am Donnerstag geplanter und als Gedenkfeier für den Nazi-Autor Thies Christophersen deklarierter Aufmarsch in Wyk auf Föhr ist vom Kreis Nordfriesland untersagt worden.
Die Neumünsteraner grüne Bundestagsabgeordnete Angelika Beer begrüßte gestern das Verbot. Nun gelte es, auch die Schließung des neonazistischen Rekrutierungstreffs „Club 88“ in Neumünster durchzusetzen.
„Jetzt handeln“: Bestellungen bei IG Metall-Verwaltungsstellen im Bezirk Küste, Kreisverwaltungen der ÖTV-Nord und der DGB-Jugend-Nord, Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen