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nebensachen aus berlin

PDS-Baustadtrat will kein Expo-Plakat

Alle Welt redet von den Expo-Gegnern, vor allem von den militanten aus Berlin. Doch die Widersacher der als „Show der Multis“ gegeißelten Weltausstellung hocken nicht nur in verräucherten Hinterstuben und autonomen Treffpunkten. Sie sitzen auch im Rathaus des Berliner Bezirks Mitte.

Die Rede ist von Thomas Flierl, der für die PDS im Berliner Regierungsbezirk das Amt des Baustadtrats bekleidet. Und dieses Amt nimmt Thomas Flierl sehr ernst, vor allem wenn es um Berlins Wahrzeichen, den Pariser Platz samt Brandenburger Tor geht. Nachdem die Expo-Gesellschaft Ende vergangenen Jahrs an einer Brandmauer der gerade fertig gestellten DG-Bank ein 450 Quadratmeter großes Werbeplakat aufhängen ließ, kam Flierl mit der ganzen Macht des Bürgerlichen Gesetzbuches. Die Anbringung des Plakats mit der Aufschrift „Sie verlassen jetzt die Gegenwart“, sei nicht genehmigt. Ob solch nachhaltigen Tuns erschüttert, zogen Breuel und Co. vor Gericht.

Und sie bekamen Recht. Beim zuständigen Verwaltungsrichter stieß Flierl, der wegen seiner restriktiven Genehmigungspraxis bereits als „Spaßverderber von Berlin“ gilt, auf taube Ohren. „Eine wesentliche Beeinträchtigung des Brandenburger Tors kann ich nicht sehen“, sagte der Richter beim Vor-Ort-Termin. Zuvor hatte er das Plakat aus diversen Blickwinkeln besehen und festgestellt, dass das es nicht einmal vom Tiergarten aus richtig zu betrachten sei. Das war im Februar, weshalb der Richter noch darauf hinwies, dass im Frühling schließlich auch noch das Grün der Baumkronen die Sicht versperre.

Zwar dachte Thomas Flierl, der Spielverderber, noch eine Zeitlang über den Gang in die nächste Instanz nach, doch dann fügte er sich dem Urteilsspruch. Die Expo in Berlin kann also stattfinden – zumindest auf dem Plakat.

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