piwik no script img

Ein echter Expo-Space-Park-Flop

■ 1998 sollte die Eröffnung des Space-Parks sein / Das Gelände wurde schon mal freigeräumt / Ein Einkaufszentrum soll nun die fehlende Attraktivität des Raumfahrt-Erlebnisses aufbessern

„Ein in Europa konkurrenzloses Projekt“ sollte es werden, Space-Park, „Raumfahrt zum Anfassen“. 1994 wurde das verkündet: „Das Resultat ist ein begeistertes Publikum, das das Abenteuer der großen Errungenschaften von heute und die aufregenden Möglichkeiten von morgen selbst miterlebt.“ 400 Unternehmer versammelten sich damals im Festsaal auf dem Dasa-Gelände in Bremen. Eröffnung ist 1998, Eintrittspreis 30 Mark, erfuhren sie. Ein „Mobilisierungsschub“, erläuterte Wirtschaftssenator Claus Jäger, „soll uns selbst unter Zeitdruck setzen“, „zeichnen Sie jetzt“. Der Bremer DASA-Produktionsleiter Dr. Pellvogt erzählte: „Geld ist genügend da, wenn das attraktiv ist.“

Das Etikett Space-Park ist seitdem zum Etikett für große Seifenblasen in Bremen geworden. Die Euphorie 1994 war gerade dazu gut, 100 Millionen Mark zu rechtfertigen, um das AG Weser-Gelände freizuräumen. Jahrelang war dort mit bremischen und EU-Geldern ein „Zentrum für Großanlagenbau“ entwickelt worden, einer Stahlbaufirma war in Erbpacht ein Schlüsselgrundstück übertragen worden, alles musste weg.

Und dann gingen die Planungen los. Geld gab es überhaupt nicht, weil keiner, der Geld hatte, die Idee so attraktiv fand. Die ersten, die klar „nein“ sagten, waren die Raumfahrt-Experten der Dasa. Andere Investoren wurden gesucht, der Projektentwickler Köllmann aus Frankfurt eingeschaltet, die Jahre vergingen. Klar war dann nur, dass es mit der Eröffnung rechtzeitig zur Expo nichts mehr werden würde. Da der Zug einmal ins Rollen gebracht war, nutzte niemand die Chance, einen neuen Standort zu suchen, der weniger Verkehrsprobleme nach sich ziehen würde.

Denn mangels eigener Attraktivität war längst ein anderes Konzept in der Schublade: Ein großes Einkaufszentrum sollte entstehen, und das darf bauen, wer die finanzielle Bürde des Space-Parks auf sich nimmt. Damit ist das Immobilien-Risiko minimal, denn was als Space-Attraktion nicht „läuft“, lässt sich mühelos in die Shopping-Meile integrieren.

Unter dem Etikett der „Tourismus-Attraktion“ wird es dann bald die Forderung geben, dass dieses Einkaufszentrum auch samstags und sonntags geöffnet haben muss, anders macht die Kombination von Space und Einkaufszentrum auch wenig Sinn, die Touristen kommen vor allem am Wochenende zum Shoppen. Im Sommer soll Baubeginn sein. Aber seit Monaten liegt der Vorgang in Brüssel. Ein Kino-Betreiber beschwerte sich dort über die Wettbewerbsverzerrung. Noch hat die EU dem Bremer Senat nicht erlaubt, die Investition „Space-Park“ mit 16 Prozent zu fördern.

K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen