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„Blutdiamanten“ glänzen nicht

In London platzt der Börsengang der Firma „Oryx“, die die Diamantenförderung im Kongo durch Simbabwes Armeeführung finanzieren sollte. Weltweit wächst der Druck gegen den Missbrauch des afrikanischen Diamantenreichtums für Kriege

von DOMINIC JOHNSON und FRANCOIS MISSER

Die internationalen Bemühungen um eine Regulierung des weltweiten Diamantenhandels sind entscheidend vorangekommen. Offenbar auf Druck der britischen Regierung hin platzte in London der für gestern vorgesehene Börsengang der omanischen Firma „Oryx“, die an der Ausbeutung von Diamanten in der Demokratischen Republik Kongo beteiligt ist. Die Finanzberater des Börsengangs zogen sich aus dem Geschäft zurück, nachdem die Regierung Blair massive Kritik daran geübt hatte.

Die britische Regierung ist führend bei den Bemühungen, zu verhindern, dass Profite aus dem Diamantenhandel in Afrikas Kriege fließen. Sie schlug letzte Woche dem UN-Sicherheitsrat ein Diamantenembargo gegen Sierra Leone vor, wo Rebellen die Diamantenminen kontrollieren. Ähnliche Sanktionen sind bereits gegen Angolas Unita-Rebellen in Kraft; ihr Bruch war im März Gegenstand einer UN-Untersuchung. Am 2. Juni gründete die UNO eine Kommission, um auch die Finanzierung des Krieges im Kongo durch illegale Rohstoffausbeutung zu untersuchen. Der Londoner Börsengang von Oryx wäre daher peinlich gewesen.

Oryx, registriert auf den karibischen Cayman-Inseln, gehört dem Omaner Thamer bin Said al-Shafari, Sohn eines früheren omanischen Ölministers mit Bergbaukonzessionen in Südafrika. Im Aufsichtsrat der Firma sitzt eine Schlüsselfigur der afrikanischen Söldner- und Diamantenszene: Justin Longley, einst Angola-Chef der Bergbaufirma „Diamond Works“, die mit der südafrikanischen Söldnerfirma „Executive Outcomes“ liiert ist.

Der Börsengang von Oryx sollte im Rahmen einer Fusion mit der Firma „Petra Diamonds“ vonstatten gehen. Im fusionierten Unternehmen war die Einstellung politisch brisanter Figuren in Führungspositionen vorgesehen: Frances Cook, ehemaliger US-Botschafter in Burundi, und der Ghanaer Moses Anafu, politischer Berater des Commonwealth. Anafu wäre beinahe leitender Commonwealth-Wahlbeobachter in Simbabwe bei den Wahlen am 24. Juni geworden.

Oryx ist Miteigentümerin des simbabwisch-kongolesischen Joint Ventures Cosleg, das im Kongo wertvolle Diamantenkonzessionen hat, und soll per Börsengang das Geld für die Investitionen aufbringen, die Cosleg zur Diamantenförderung braucht. Ihr stehen dann 40 Prozent der Profite aus dem Diamantenverkauf zu.

Der Rest geht an die anderen Miteigentümer der Cosleg: die simbabwische Osleg, die vier hohen simbabwischen Militärs gehört, sowie die kongolesische Comiex, die mehrheitlich dem kongolesischen Präsidenten Laurent Kabila gehört und über die dieser schon zu Guerillazeiten seine Geschäfte abwickelte.

Die Diamantenförderung selbst unternimmt die simbabwische Osleg-Tochter Sengamines. Es handelt sich um die Minen von Senga-Senga und Tshibwe, die die wichtigsten Reserven der staatlichen kongolesischen Diamantenfirma Miba darstellen. Sie liegen in der zentralkongolesischen Provinz Ost-Kasai, die Simbabwes Armee gegen kongolesische Rebellen und ruandische Truppen verteidigt.

Dass die Miba auf Anweisung der Regierung im Februar die Fördergebiete Senga-Senga und Tshibwe den Simbabwern übertrug, erregte den Protest der lokalen kongolesischen Diamantenschürfer, die in dieser Gegend traditionell der größten zivilen kongolesischen Oppositionspartei UDPS (Union für Demokratie und Sozialen Fortschritt) nahe stehen. Die UDPS unter Etienne Tshisekedi hat daher den Missbrauch der kongolesischen Diamantenförderung zu einem Hauptpunkt ihrer Kampagnen gegen Kabila gemacht.

Aus Sicht oppositioneller Kongolesen ist das Problem nicht, dass überhaupt Diamanten im Kongo gefördert und verkauft werden, sondern dass das damit verdiente Geld niemandem außer mächtigen Politikern zugute kommt. Der „Verband der kongolesischen Gold- und Diamantenhändler“ (Fecodi) protestierte unlängst gegen diese Praktiken der Regierung Kabila, die über die Diamantengeschäfte mit Simbabwe hinausgehen. So erteilte Bergbauminister Kibassa am 1. April einer „Congo America Corporation“ (Camco) das Exklusivrecht, im Kongo Diamanten aus der nicht industriellen Förderung anzukaufen und mit US-Dollars zu bezahlen; ansonsten ist der Handel mit Devisen im Kongo verboten.

„Camco“ ist eine Tochterfirma der US-amerikanischen „Lazare Kaplan International“, deren Präsident Maurice Tempelsman früher ein Partner von Jonas Savimbi, Führer der angolanischen Rebellenbewegung Unita, im Diamantenhandel war. Es wird befürchtet, dass die „Camco“ jetzt im Kongo Unita-Diamanten ankaufen und damit die UN-Sanktionen brechen könnte.

Der Protest gegen das Camco-Geschäft im Kongo und gegen das Oryx-Geschäft weltweit hat nicht nur an der Londoner Börse Folgen. In Kongos Hauptstadt Kinshasa werden seit Anfang Juni laufend hochrangige Minister im Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten bei Rohstoffgeschäften verhaftet. Am 2. Juni wurden Bergbauminister Kibassa, Wirtschaftsminister Bamba Saolona und Planminister Badimanyi Mulumba festgenommen; Ende letzter Woche traf es auch Ölminister Victor Mpoyo. Die größten Schwierigkeiten für Geschäftemacher im Kongo kommen immer noch nicht von der UNO, sondern von der Regierung selbst und ihren undurchsichtigen Machenschaften.

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