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Pechvögel vor Afrika

Große Pinguinkolonien auf südafrikanischen Inseln sind von einem Ölteppich bedroht. Zur Rettung sollen über 50.000 Tiere evakuiert werden, aber es bleibt zu wenig Zeit

JOHANNESBURG taz ■ Es ist die größte Rettungsaktion von wilden Tieren, die jemals auf der Welt stattgefunden hat: Seit dem Wochenende werden mehr als 50.000 Pinguine von einer Insel nördlich von Kapstadt evakuiert, die von einer Ölpest bedroht sind. Die Rettungsaktion, an der Spezialisten aus aller Welt beteiligt sind, wird mindestens 12 Millionen Mark kosten. Trotzdem befürchten Tierschutzorganisationen, dass Hunderte von gerade ausgeschlüpften Vögeln sterben werden und Tausende von Eiern verloren sind.

Vor der Küste von Kapstadt war vor mehr als einer Woche ein unter panamesischer Flagge fahrender Erzfrachter gesunken, der etwa 1.400 Tonnen schweres Öl als Treibstoff an Bord hatte – genau zur Brutzeit in den Vogelparadiesen an der Atlantikküste nördlich von Kapstadt. Das auslaufende Öl hat nicht nur viele von Kapstadts Stränden verschmutzt, sondern bedroht vor allem die ökologisch wertvollen Vogelkolonien auf Robben Island sowie auf der Insel Dassen nahe Kapstadt. Zwar wurden schon Tausende Vögel gerettet, am Wochenende entschieden jedoch die Behörden, den gesamten Vogelbestand auf der Insel Dassen vorerst zu verlegen.

Gestern Mittag war es jedoch noch fraglich, ob das überhaupt zu schaffen ist. „Wenn wir es schaffen, 10.000 Vögel innerhalb von drei Tagen zu entfernen, haben wir so viel getan, wie überhaupt nur möglich ist“, sagte Tony Williams, ein Pinguin-Experte der Naturschutzbehörde der zuständigen Provinz Western Cape etwas mutlos. Bis dahin müssten auch Zäune wieder abgerissen werden, die die Vögel davon abhalten sollen, in die braune Brühe zu steigen. Bleiben sie jedoch zu lange an Land, drohen sie zu verhungern. Die Brillenpinguine, sind die einzigen in Afrika und gehören zu den bedrohten Tierarten; gab es in den Zwanzigerjahren mehr als eine Million davon, sind es heute nur noch rund 160.000.

Fieberhaft werden nun vor allem die etwa 20.000 Pinguine eingefangen und verladen, die noch nicht verölt sind. In einem aufwändigen Verfahren werden sie anschließend in eine Bucht in der Nähe der Hafenstadt Port Elizabeth geflogen und wieder ins Meer gelassen. Von dort aus, so hoffen die Experten, werden sie ihren Weg langsam wieder zurück zu ihren Brutplätzen finden – immerhin 800 Kilometer entfernt – und dort erst ankommen, wenn der Ölteppich verschwunden ist. Die bereits verölten Vögel werden dagegen in einem dafür eingerichteten Zentrum in Kapstadt behandelt.

KORDULA DOERFLER

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