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Morddrohung war ein schlechter Scherz

Zwei Schüler hatten im Internet angekündigt, zwei Lehrer umzubringen. Sie wurden bis zum Schulende ausgeschlossen

Bei der von zwei Schülern via Internet angekündigten Ermordung von zwei Lehrern an einer Steglitzer Hauptschule handelt es sich um einen schlechten Scherz. Die Zehntklässler hätten nie die Absicht gehabt, die Pädagogen zu töten, erklärte gestern Eva Schmoll, Lehrerin an der Nikolaus-August-Otto-Hauptschule. Sie hätten einen Beitrag in einem Chatroom „Ich hasse alle Lehrer“ übertreffen wollen. Gestrige Berichte über die vermeintliche Morddrohung hatten für viel Wirbel gesorgt. Im November 1999 hatte ein 15-Jähriger Gymnasiast seine Geschichtslehrerin im Unterricht erstochen, nachdem er die Tat Mitschülern gegenüber angekündigt hatte.

Die beiden Berliner Schüler hatten Ende Juni in einem Chatroom geschrieben, am folgenden Tag ihre Klassenlehrer umzubringen. Nachdem eine Augsburgerin dies gelesen und die Berliner Polizei verständigt hatte, hielt sich die Polizei in Alarmbereitschaft und informierte die Hauptschule am Morgen des angegebenen Tages. Als bei dem täglichen Gespräch zwischen Lehrern und Schülern nach der Morddrohung gefragt wurde, zeigte sich einer der beiden Urheber völlig überrascht über die Auswirkungen des Chats. Der andere Schüler war an jenem Tag nicht in der Schule. Bei keinem der beiden seien Hinweise gefunden worden, dass die Tat ernsthaft geplant gewesen sei, so Eva Schmoll weiter. Beide Schüler hätten sich bei ihren Klassenlehrern entschuldigt. Sie wurden für die restlichen Tage ihrer Schulzeit vom Unterricht ausgeschlossen. Man halte aber weiter Kontakt mit den beiden, betonte Eva Schmoll.

Ursprünglich wollte die Schule den Vorfall geheim halten. Der Grund: Die Wirkung von Berichten über Gewalttaten auf ungefestigte Jugendliche sind nicht abzusehen. „Es gibt keine Vorbilder, was auf uns zukommt“, sagte Schmoll in Bezug auf das Medium Internet.

Die Steglitzer Hauptschule genießt nach Angaben der Schulverwaltung einen guten Ruf. Trotz schwieriger Schüler funktioniere die Gewaltprävention sehr gut. Seit einigen Jahren, besonders seit dem Tod der Lehrerin in Meißen, haben Androhungen von Gewalt gegen Lehrer stark zugenommen. Allein im laufenden Schuljahr wurden in Berlin 35 Bedrohungen registriert. 15 Mal wurden Lehrer verletzt. In den meisten Fällen waren Schüler der Klassen sieben bis zehn die Täter. BERT SCHULZ

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