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Dürre in Brandenburg

Weil es seit Wochen nicht mehr richtig geregnet hat, droht zahlreichen Bauern der Konkurs. Bei den Ökolandwirten liegt die Ernte ein Drittel unter dem Durchschnitt. Eine Preisanhebung ist nicht zu erwarten. Was fehlt, wird aus dem Westen importiert

von MAIKE RADEMAKER

„Wenn ich die Wettermeldungen höre, könnte ich manchmal die Wut kriegen“ sagt Ökolandbauberater Kornelius Sträßer. Wütend wird Sträßer nicht, weil es so kühl ist, sondern weil es nicht regnet. Und das hält er im Gegensatz zu den Wetterfröschen überhaupt nicht für „schönes Wetter“. Seit über sieben Wochen hat es in Brandenburg nicht richtig geregnet. Die Weiden vertrocknen, auf den Getreidehalmen steht „Kümmerkorn,“ es drohen Totalausfälle bei der Ernte.

Betroffen von der Dürrekatastrophe, von der schon die Rede ist, sind außer den rund 34.000 Brandenburger Bauern Landwirte im südlichen Mecklenburg-Vorpommern, in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Baden-Württemberg. 80 Prozent der 300 Ökobauern Brandenburgs leiden laut Sträßer besonders.

Problematisch ist die Situation der Bauern im dürren Osten auch deshalb, weil viele erst vor fünf bis zehn Jahren den Betrieb aufgenommen haben und noch hohe Kredite zurückzahlen müssen. Zudem hatten die Bauern schon das vergangene Jahr Wetterprobleme: Spätsommer und Herbst 1999 waren ebenfalls viel zu trocken. Die Biobauern kämpfen mit zusätzlichen Problemen. Der warme Winter hat die Schädlinge gefördert, gegen die sie nicht mit der Chemiekeule angehen dürfen. Selbst wenn es jetzt, wie angekündigt, regnen würde: Der Schaden ist längst da.

Heike Kruspe vom Brandenburger Landesverband Bioland bestätigt die Sorgen. „Die Rinderhalter müssen jetzt das neue Winterheu verfüttern und Futter zukaufen. Die Gemüsebauern müssen reichlich beregnen – was viel Geld kostet“, sagt sie. „Und die Getreideernten liegen jetzt schon 30 Prozent unter dem Durchschnitt.“

Hilfe gibt es nicht viel: Viehhaltungsbetriebe dürfen zwar so genannte Stilllegungsflächen, die nach EU-Auflagen nicht bewirtschaftet werden dürfen, nun doch mähen oder beweiden lassen, um Futter zu bekommen. Ökobauer Walter Prochnow vom Jahnsfelder Landshof, der auch die Berliner Naturkostläden beliefert, wird bitter, wenn er das hört: „Wo nichts wächst, kann ich auch nicht mähen.“ Prochnow kauft mittlerweile Futter dazu. Auf seinen Feldern und Weiden ging in den letzten Monaten nur ein Drittel der üblichen Regenmenge nieder.

Prochnow war einer der ersten Ökobauern nach der Wende. Der 700-Hektar-Betrieb, der 60 Kilometer östlich von Berlin liegt, beschäftigt zehn Leute plus Saisonkräften. Jetzt, so Prochnow, weiß er kaum noch weiter: „Wenn es nicht bald unbürokratische Hilfe gibt, ist die Existenz des Betriebes bedroht.“ Beitragshilfen des Landes oder der EU, die die Bauern zum Beispiel für ökologische Leistungen bekommen, werden zwar zwei Monate früher ausgezahlt. Aber diese Angebote können die zu erwartenden Einkommenseinbußen kaum beheben, weil sie keine zusätzlichen Hilfen darstellen.

Im Potsdamer Landwirtschaftsministerium nimmt man die Klage der Bauern sehr ernst. „Bauern, denken Städter, jammern ja immer“, sagte ein Sprecher der taz, „aber dieses Jahr ist die Lage wirklich dramatisch.“ Noch im Juli, so hofft man, wird die EU grünes Licht für zinsverbilligte Darlehen geben. 150 Millionen will das Land den Bauern zur Verfügung stellen. Von der Bundesregierung haben die Landwirte wenig Hilfe zu erwarten: „Regional begrenzte Naturkatastrophen wie diese sind Ländersache“, heißt es im Bundeslandwirtschaftsministerium. Um den Schaden endgültig einschätzen zu können, müsse man außerdem die Ernte abwarten; es sei zudem auch nicht jeder Bauer betroffen.

Der Berliner, der sich von Ökobauern im Abo Obst und Gemüse liefern lässt,wird jedenfalls wenig davon merken; die Preise werden vermutlich stabil bleiben. „Da wird in Westdeutschland, Italien, Frankreich zugekauft. Die Transportkosten sind eben sehr niedrig“, sagt Sträßer.

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