„Schuld hat die Senatspolitik“

Ist die PDS in Mitte eine Abrisspartei? Freke Over, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der PDS, zum Fall Ahornblatt

taz: Am heutigen Mittwoch wird der PDS-Baustadtrat von Mitte, Thomas Flierl, zum Thema „Abschied und Neubeginn auf der Fischerinsel“ sprechen. Zur gleichen Zeit soll das Ahornblatt abgerissen werden. Ist das ein Thema für die PDS-Fraktion im Abgeordnetenhaus?

Freke Over: Natürlich. Die PDS-Fraktion hat sich immer für den Erhalt des Ahornblatts eingesetzt.

Vor seinem Antritt als Baustadtrat hat sich Thomas Flierl als Mitglied des Abgeordnetenhauses gegen eine Hochhauslösung auf der Fischerinsel ausgesprochen, die den Erhalt des Ahornblattes ausdrücklich einschloss.

Die PDS hatte sich aber nicht gegen den Entwurf ausgesprochen, weil er den Erhalt des Ahornblatts vorsah, sondern weil sie das Hochhaus an dieser Stelle ablehnte.

Der Leiter des Landesdenkmalamtes kritisiert, Flierl hätte gegen die Abrissverfügung des Senats Widerspruch einlegen können. Steht denn die PDS in Mitte jetzt als Abrisspartei der DDR-Moderne da?

Ich glaube, da würde man es sich zu einfach machen. Der Stadtrat in Mitte hat dem Abrissantrag widersprochen, das Verfahren ist dann von der oberen Denkmalbehörde im Senat an sich gezogen worden. Nun kann man nicht verlangen, dass ein Stadtrat bei jeder Entscheidung sein Amt in die Waagschale wirft oder sich auf den Balkon des Rathauses stellt. Die PDS hat dem Abriss widersprochen, sie ist nicht die Abrisspartei. Dass die Realität jetzt diesen Gang nimmt, hat viel mit der Senatspolitik zu tun und dass es die Macher des Planwerks Innenstadt mit dem Schleifen der DDR-Moderne ernst meinen.

Das Ahornblatt wird bald weg sein. Falls nun auch noch die Grünflächen auf der Fischerinsel bebaut werden, ist das Planwerk dort verwirklicht. Steht der Baustadtrat dann nicht mit leeren Händen da?

Man hat versucht, mit Kompromissen das Schlimmste zu verhindern. Wenn es so weit kommt, dass der Senat auch dieses Verfahren an sich zieht, ist man im Bezirk sicher schlauer. Dann kann man mit dem Senat offenbar keine Kompromisse machen.

INTERVIEW: UWE RADA