piwik no script img

industriekulturAkt der Selbstverstümmelung

Gemessen an anderen Städten besitzt Berlin kaum Baudenkmäler aus dem Mittelalter, dem Barock oder dem Klassizismus. Umso wichtiger ist es, die bestehenden Industrie-Architekturen zu erhalten, sind sie doch Chiffren und Symbole spezifisch berlinischer Geschichte.

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

An ihren Standorten nahm der Aufstieg der Stadt zur modernen Metropole ihren Ausgang. Das „Elektropolis“ aus AEG und Siemens stand synonym für Berlin und Zukunft. Die Bauten und ihre Architektursprache bildeten die ersten Zeichen der klassischen Moderne, die stilbildend für einen ganze Epoche werden sollten. Die Werkshallen der AEG sind heute internationale Kulturdenkmäler der Industrialisierung und der Welt der Arbeiterbewegung. Ihre Aufgabe käme einem Akt der Selbstverstümmelung gleich.

Der Senatsbaudirektor weiß dies alles und setzt mit der Verlängerung des Vollmer-Passes dennoch deren Bedeutung aufs Spiel. Statt bei der schwierigen Lage der Umnutzung beizuspringen und die Einzigartigkeit der Bauten einzuklagen, opfert er diese dem Ansinnen aus Rendite, Ignoranz und Verdrängung. Am Tag des Denkmals ist es wichtig, ein anderes Signal zu setzen: nämlich den Eintritt für die Industrie-Architektur, die Suche nach Nutzungen und Investoren sowie die Bündelung von Initiativen, die dem Umbau Berlins zur Dienstleistungsstadt und dem Erhalt seiner Industriekultur verpflichtet sind.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen